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Stundenabbau

Schmutziges Spiel im Anklamer Krankenhaus?

Anklam / Lesedauer: 3 min

Dort, wo Hygiene großgeschrieben werden muss, soll an der Sauberkeit gespart werden. Das behaupten zumindest die Reinigungskräfte im Anklamer Krankenhaus und erheben schwere Vorwürfe gegen ihren Arbeitgeber.
Veröffentlicht:29.11.2019, 07:40

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Sauberkeit und Sterilität sind in Krankenhäusern oberstes Gebot. Die Verbreitung von Keimen soll damit eingedämmt werden. Kaum auszudenken, was Schmutz an den falschen Stellen bei frisch operierten Menschen anrichten könnte. Aus diesem Grund stellen Kliniken Reinigungskräfte ein oder beschäftigen Drittfirmen, die die Sauberkeit im Blick haben. Zumindest sollte es so sein. Doch was Beschäftigte aus dem Ameos-Klinikum in Anklam berichten, hat mit Sterilität wenig zu tun.

„Jeder meckert, dass das Krankenhaus so dreckig ist, aber uns werden regelmäßig die Stunden gekürzt“, sagt eine Angestellte. Ameos selbst ist für derlei Entscheidungen jedoch nicht zuständig. Vielmehr ist die Diakonische Dienstleistungsgesellschaft mbH, eine Tochterfirma von Ameos, verantwortlich für die Reinigung des Krankenhauses und damit auch für die Angestellten und deren Arbeitsstunden. „Wir haben mal mit 13 Leuten angefangen, jetzt sind wir nur noch sieben“, sagt eine Reinigungskraft. Dass in an dieser Stelle gespart wird, könne nicht sein.

Manchmal sind weniger als vier Stunden pro Tag angesetzt

27,5 Stunden bei einer Fünf-Tage-Woche umfasst die Arbeitszeit laut aktuellem Vertrag, der dem Nordkurier vorliegt. Pro Tag bedeutet das eine Arbeitszeit von fünfeinhalb Stunden. Doch der Dienstplan für den Standort Anklam wartet mit anderen Zahlen auf. Denn bis auf die Operationssäle kommt kein anderer Bereich in der Klinik auf die vertraglich festgesetzte Zeit mehr. Teilweise sind es unter vier Stunden, die im Arbeitsplan vorgesehen sind.

Mitgeteilt wurde den Angestellten die Entscheidung eher beiläufig. „Das kriegt man dann so beim Frühstück gesagt“, erzählt die Beschäftige. Selbst anschließende Gespräche mit den Vorgesetzten seien unbefriedigend ausgefallen. „Selbst wenn wir fünfeinhalb Stunden arbeiten würden, bekämen wir die nicht bezahlt“, sagt sie. Umsonst arbeiten wolle sie jedoch nicht.

„Wir sind hier im Krankenhaus, nicht im Bahnhofsklo!”

Neben finanziellen Einbußen für die Angestellten hat das auch Auswirkungen auf die Sauberkeit. Fliesen, Fernseher und Schränke bleiben oft unberührt. „Das ist zeitlich nicht mehr machbar“, sagt eine Reinigungskraft. Selbst die Desinfektionsspender seien zwischendurch so verschmutzt, dass keine Flüssigkeit mehr rauskomme. „Es geht ja auch um unseren Ruf“, sagt sie. Inzwischen haben sich die Reinigungskräfte eigenen Angaben zufolge Unterstützung bei einem Anwalt gesucht. Es müsse jetzt was passieren. „Wir sind hier schließlich in einem Krankenhaus und nicht im Bahnhofsklo.“

Für die zuständige Dienstleistungsfirma scheinen die Vorwürfe überraschend. „Nach interner Prüfung können wir mitteilen, dass uns keine Unregelmäßigkeiten bei der Entlohnung unserer Mitarbeitenden bekannt sind“, teilte der Geschäftsführer der Diakonische Dienstleistungsgesellschaft, Janko Beubler, auf Nordkurier-Nachfrage mit. Außerdem seien bisher keinerlei Unklarheiten durch die Mitarbeitenden gemeldet oder Rückfragen gestellt worden. Auch im Austausch mit dem Ameos-Klinikum Anklam gebe es in puncto Qualitätssicherung keine offenen Fragen. „Uns liegen keine Reklamationen unserer erbrachten Leistung vor“, so Beubler.