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Umwelt-Skandal

Urteil im Prozess um Fischsterben in der Peene erwartet

Anklam / Lesedauer: 2 min

Wer hat Schuld am Fischsterben in der Peene im Sommer 2015? Angeklagt sind der damalige Produktionsleiter des Ethanolwerkes, das zur Zuckerfabrik gehört, sowie zwei Anlagenfahrer.
Veröffentlicht:20.11.2017, 05:55

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Am Montag steht der dritte und vielleicht auch schon letzte Verhandlungstag im Prozess um die Ethanol-Havarie in der Anklamer Zuckerfabrik und das anschließende Fischsterben bevor. Bislang seien keine weiteren Zeugen oder Sachverständigen mehr geladen worden, teilte das Pasewalker Amtsgericht auf Anfrage des Nordkurier mit.

Demnach sei es durchaus denkbar, dass am Montag, wenn die Beweisaufnahme abgeschlossen wird, bereits die Plädoyers gehört und sogar schon ein Urteil verkündet wird. Das hänge allerdings auch davon ab, was die Beteiligten am Montag noch beantragen. Verbindliche Aussagen zum Prozessende könne man deshalb noch nicht geben, hieß es vom Sprecher des Amtsgerichtes.

Fischsterben in der Peene

Seit Anfang November müssen sich für die Havarie 2015 drei damalige Angestellte des Bioethanolbereiches der Anklamer Zuckerfabrik vor Gericht verantworten. Ihnen wird fahrlässige Gewässerverunreinigung vorgeworfen.

So soll unter anderem einer der Angeklagten seine Aufsichtspflichten verletzt haben, als Ende August 2015 rund 120.000 Liter Ethanol aus dem Rohrleitungssystem des Werkes ausliefen und über die Regenentwässerung der Stadt bis in die Peene gelangen konnten.

Mittlerweile scheint im Groben geklärt zu sein, wie es zu dem Vorfall kommen konnte: So trat der Gefahrenstoff aus einer Rohrleitung aus, die zum Entlüften der Anlage während zuvor durchgeführter Wartungen geöffnet worden war. Als der Betrieb des Ethanolwerkes am 28. August 2015 wieder regulär aufgenommen wurde, sei das Ethanol an dieser Stelle ausgelaufen. Erst Tage später wurde das Leck gefunden.

Bis zu 18 Tonnen tote Fische

In der Peene verendeten durch die Ethanol-Vergiftung Tausende Fische. Rund vier Tonnen toter Tiere wurden in den ersten September-Wochen von freiwilligen Helfern aus dem Fluss geborgen. Die Staatsanwaltschaft geht von bis zu 18 Tonnen verendeter Fische aus.

Nun ist auch der damalige Produktionsleiter des Ethanolbereiches angeklagt, der das Unternehmen bereits verlassen hat. Neben ihm auf der Anklagebank sitzen ein damaliger stellvertretender Meister und der Meister des Ethanolbereiches, der in den Tagen der Havarie als Anlagenfahrer arbeitete.

Um die Schuldfrage der drei Angeklagten zu klären, wurden an den vergangenen beiden Prozesstagen bereits etliche Zeugen gehört, darunter auch Matthias Sauer, der Geschäftsführer der Anklamer Zuckerfabrik. Die Ermittlungen gegen ihn selbst wurden bereits eingestellt.