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Karniner Brücke

Verkehrskollaps auf Usedom – Hoffnung auf neue Zugverbindung

Karnin / Lesedauer: 2 min

Kilometerlange Staus gehören auf Usedom fast zum Alltag. Ein Millionen-Projekt für eine bessere Bahnanbindung war lange umstritten. Jetzt gibt es Hoffnung.
Veröffentlicht:22.07.2021, 10:37

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Usedomer und Urlauber leiden seit Jahren unter dem regelmäßigen Verkehrskollaps auf der Urlaubsinsel. Der Wiederaufbau der Karniner Hubbrücke am Peenestrom schaffte es dennoch nie in den Verkehrswegeplan des Bundes. Doch 76 Jahre nach der Sprengung der Brücke zwischen Karnin und Kamp verdichten sich die Anzeichen, dass die Bahntrasse, auf der man einst in zweieinhalb Stunden von Berlin nach Usedom reiste, nun doch reaktiviert werden könnte. Unter den EInheimsichen gibt es aber längst nicht nur Befürworter.

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Allein die Studie kostet drei Millionen

„Statt einer Finanzierung über den Bundesverkehrswegeplan verfolgt das Land jetzt einen Plan B für die Wiederaufnahme des Zugverkehrs in den Inselsüden“, sagte MV-Verkehrsminister Christian Pegel (SPD) am Mittwoch. Nach einer Gesetzesänderung sei jetzt auch eine Bundesförderung für Bahnstrecken in ländlichen Räumen und auf reaktivierten Trassen möglich. „Ohne Hilfe des Bundes wird es aber nicht gehen, möglich wäre eine Förderung in Höhe von 85 Prozent. Den Rest müsste das Land stemmen.“ Für eine Machbarkeitsstudie hat das Land 2,8 Millionen Euro bereitgestellt.

Wohl kein Bahn-Anschluss nach Polen

Seit Dezember begutachten Experten der Deutschen Bahn die überwucherte Trasse von Ducherow auf dem Festland bis Heringsdorf. Inzwischen habe man die rund 40 Kilometer mit Drohnenflügen untersucht und ein digitales Modell erstellt, so Projektleiter Ingo Buhlke.

In den nächsten Wochen seien in 300-Meter-Abständen Baugrundsondierungen vorgesehen. Für den Wiederaufbau soll zu 90 Prozent die alte, noch in Bahnbesitz befindliche Linienführung von Ducherow über Karnin, Usedom, Stolpe, Dargen, Görke, Zirchow nach Heringsdorf genutzt werden. Eine Streckenführung wie einst nach Swinemünde halten die Experten dagegen für unwahrscheinlich, da die Ex-Trasse auf polnischer Seite weitgehend verbaut ist.

Bahn-Chef hofft auf schnelle Planung

Der komplizierteste Frage: Inwiefern kann die unter Denkmalschutz stehende Hubbrücke im Peenestrom in das Projekt einbezogen werden? „Wir prüfen alle denkbare Varianten“, so Buhlke. Sie reichten von der Instandsetzung bis zur Versetzung des historischen Bauwerks und einen Neubau neben der alten Brücke. Der Chef der Usedomer Bäderbahn (UBB), Jörgen Boße, hofft, dass es schnell geht: „Wir brauchen die Bahn, um nach Fertigstellung des Swinetunnels auf Usedom einen Autoverkehrskollaps zu verhindern.“ Er halte es für realistisch, dass in zehn Jahren der erste Zug wieder über Karnin nach Usedom rollt. Die Kosten werden auf 150 bis 200 Millionen Euro geschätzt. Anfang 2022 soll die Studie zur Reaktivierung der Bahnstrecke vorliegen.