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Vorpommern war Heimat legendärer Krieger

Vorpommern / Lesedauer: 4 min

Die Jomswikinger sollten vor rund tausend Jahren in Vorpommern für Schutz sorgen. Wo die Burg der militanten Bruderschaft gestanden haben könnte, ist jedoch nach wie vor unbekannt.
Veröffentlicht:25.01.2022, 07:00

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Wer Vineta sagt, muss auch Jomsburg sagen. Denn offenbar hätte keiner der beiden mythischen Orte in Vorpommern ohne den anderen existieren können. So gibt es zum einen die Theorie, dass die mächtige Jomsburg von Wikingern errichtet wurde, um die reiche Handelsstadt Vineta zu schützen. Zum anderen gibt es den Ansatz, dass beide Orte sogar identisch sind. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass nicht wenige in Vineta den Vorläufer der heutigen polnischen Kleinstadt Wolin (Wollin) auf der gleichnamigen Insel sehen, dann könnte man es sich mit der Frage nach dem vermutlichen Standort der Wikingerburg einfach machen. Doch Funde, die das belegen könnten, gibt es bisher keine. Und so geht die Suche wohl noch etwas weiter.

Hat es die Jomswikinger überhaupt gegeben?

Dass es die Jomsburg und damit den legendären Kriegerbund der Jomswikinger überhaupt gegeben hat, war lange umstritten. Allerdings tauchen beide gleich in mehreren nordischen Sagas und Texten mittelalterlicher Dichter auf, so dass da offenbar etwas dran sein muss. Es wird davon ausgegangen, dass die Burg um die Mitte des 10. Jahrhunderts im Gebiet der Odermündung errichtet wurde, und zwar im Gau Jom, das offenbar im Wesentlichen aus den Inseln Usedom, Wolin und einem Streifen Festland am Peenestrom bestand. Die Region muss zu jener Zeit eine enorme strategische Bedeutung gehabt haben. Daher scheint es durchaus nachvollziehbar, dass der damalige Herrscher der Polen sich mit den Wikingern verbündet und um ihren Schutz gebeten hat, wie die Sagas berichten.

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Frauen waren in der Jomsburg nicht erlaubt

Ob die Gründung der Jomsburg, die für diesen Schutz sorgen sollte, auf den dänischen König Harald Blauzahn zurückgeht oder auf den Wikinger-Fürsten Palnatoki, wird in den Sagas unterschiedlich dargestellt. In der Jomswikingsaga zumindest wurden die Regeln übertragen, die wohl maßgeblich zur Entstehung des legendären Rufs der Jomswikinger beigetragen haben. So sollte dort unter anderem kein Mann aufgenommen werden, der alter als 50 oder jünger als 18 Jahre war. Jeder sollte den anderen rächen wie seinen Bruder. Keiner sollte in irgendeiner Lage verzagen, so hoffnungslos sie auch scheinen möge. Alles, was bei den Kriegszügen der Bruderschaft erbeutet wurde, sollte gerecht geteilt werden. Frauen waren in der Jomsburg nicht erlaubt und keiner sollte länger als drei Tage außerhalb sein.

Kriegerbund wurde zu Ärgernis

Berichtet wird in den alten Geschichten auch, dass der Hafen der Jomsburg Platz für 300 Langschiffe geboten haben soll, so dass bei der Suche nach dem Standort der Burg auch die geografischen Bedingungen berücksichtigt werden. Und so wird der Ort von einigen Forschern inzwischen an der Peenemündung bei der Ortschaft Spandowerhagen vermutet, unter anderem, da die nahe gelegene Spandowerhagener Wiek als natürlicher Hafen für eine große Anzahl von Booten infrage kommen würde und weil sich dort quasi das Tor zur Peene befand, einer wichtigen Wasserstraße des Frühmittelalters, mit dem das slawische Hinterland erschlossen werden konnte. Es gibt sogar die Theorie, dass sich in der Nähe dann auch die Stadt Vineta befunden haben müsste. Archäologische Funde, die zumindest darauf hinwiesen könnten, gibt es jedoch auch dort nicht.

Im späten 11. Jahrhundert neigte sich dann auch die Zeit der Jomswikinger dem Ende entgegen, denen sich vermutlich auch immer mehr Slawen angeschlossen hatten. Der einst so straff organisierte Kriegerbund hatte sich zusehends verselbstständigt und war wegen seiner Raubzüge zu Wasser und zu Land zu einem Ärgernis geworden, dem ein Ende bereitet werden musste. Auch ihre Burg wurde vernichtet. Der Untergang von Wolin-Vineta sollte wenig später folgen.

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