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Spiel mit der Gesundheit

Werbemasche mit Gingko-Mittelchen ist gefährlich

Anklam / Lesedauer: 2 min

Eigentlich wollte eine Anklamerin die Produkte gar nicht haben, die ihr zugeschickt wurden. Doch können pflanzliche Tabletten, die das Gedächtnis steigern sollen, so schlimm sein? „Ja“, sagt Apotheker Florian Köster, „sogar lebensgefährlich.“
Veröffentlicht:08.03.2021, 14:25

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Der Anruf einer Kundin hat Apotheker Florian Köster am Montagvormittag deutlich beunruhigt. „Sie erkundigte sich bei uns nach einem Gingko-Präparat, das ihr von einer Firma zugeschickt wurde“, erklärt er. Zwar haben die ältere Dame, der der Zwischenfall selbst peinlich sei, die durchaus aggressive Werbung am Telefon für das Produkt nach eigenen Aussagen verneint, zugeschickt wurden ihr davon nun aber doch fünf Packungen à 35 Euro als Probeangebot. Dass das nicht nur nach unlauteren Wettbewerb des Unternehmens riecht, das auch bei den Verbraucherschutzzentralen etwa in Nordrhein-Westfalen für sein Vorgehen bereits angezählt wurde, ist aus Sicht von Apotheker Köster dabei noch nicht einmal der beunruhigendste Fakt.

 Gingko erhöht Gedächtnisleistung, hat aber auch Nebenwirkungen

„Gingko-Produkte können gerade bei Patienten, die auf Medikamente zur Blutverdünnung angewiesen sind, schwere Folgen wie Hirnblutungen hervorrufen“, warnt er. Zwar können Mittel, die aus den Essenzen des besonderen Baumes hergestellt werden, durchaus anregend auf die Gedächtnisleistung wirken oder werden auch bei Problemen mit den Ohren eingesetzt, erklärt der Apotheker. Allerdings liegt genau in diesen Auswirkungen auch die Gefahr, führt der Fachmann aus. „Gingko-Produkte rufen hervor, dass auch kleine Blutgefäße beispielsweise im Gehirn besser durchblutet werden, kommt das allerdings mit einem Blutverdünner zusammen, können diese Gefäße aber auch schnell verletzt oder zerstört werden“, erläutert er.

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Auf diese Nebenwirkungen müsse zwingend vor Einnahme solcher Präparate hingewiesen werden. Deshalb sei eine vorherige Absprache mit einem Arzt oder in der Apotheke unerlässlich. „Im Zweifel gibt es dann auch andere Wirkstoffe mit einem ähnlichen Effekt“, so Köster. All das sei bei der Anklamer Seniorin aber nie beim Werbeanruf abgefragt worden, stattdessen landeten nun die Medizinpackungen bei ihr Zuhause.

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„Die Gefahr ist, dass das auch bei anderen älteren Menschen passiert, die sich nicht trauen, sich weiter zu informieren oder gegen die Zusendung zu widersprechen. Am Ende bezahlen sie das Produkt und nehmen die Tabletten, um sie auszuprobieren – ohne zu wissen, welches gesundheitliche Risiko sie damit eingehen“, betont der Apotheker. Zumindest den Anruf bei den vertrauten Fachleuten vor Ort sollte deshalb in ähnlichen Fällen keiner scheuen, hofft er.