Donnergrollen. Plötzlich dröhnt eine unheimliche Stimme: „Auf dieser Bühne ist Vineta immer wieder aus den Fluten aufgestiegen, hat wieder gefrevelt und ist wieder untergegangen, wieder gefrevelt, wieder untergegangen.“ Mit diesen Worten des mystischen Baumes Dar beginnt jede der Vineta-Talk-Shows, die noch bis Ende August alteingesessene Fans der Open-Air-Festspiele in Erinnerungen schwelgen lassen, aber auch ein neues Publikum für die Vineta-Welten begeistern will.
Viel ist passiert in den vergangenen 23 Jahren auf der Bühne in Zinnowitz. Da die Corona-Krise die vorgesehenen Aufführungen in diesem Sommer verhinderte, öffnen die Macher nun ihre Archive und laden einstige Darsteller zum Plaudern ein. Dabei kommt auch die eine oder andere (amüsante) Anekdote ans Licht, die sich auf oder neben der Bühne ereignet hat. Zum Vineta-Feeling tragen zudem Hits der vergangenen Episoden, pyrotechnische Effekte und Show-Kämpfe bei.
Sie trotzten dem Fluch der versunkenen Stadt
Am Donnerstagabend wird der dritte Teil der Gesprächsrunde auf die Zinnowitzer Bühne – und nicht nur dorthin – gebracht, natürlich sind auch Vineta-Autor Wolfgang Bordel und Martin Schneider, Intendant der Vorpommerschen Landesbühne, wieder mit von der Partie. Sie werfen einen Blick auf die Anfänge der Vineta-Festspiele. Die ersten Stücke stammen im Übrigen noch aus der Feder von Regisseur Piet Oltmanns und Bordel setzte sie nur in Szene. Unterstützt werden die beiden von Journalistin und Vineta-Expertin Martina Krüger, die all ihr Wissen in dem Buch „Vineta – Trugbilder“ gebündelt hat und interessante Einblicke in die Historie der sagenumwobenen versunkenen Stadt geben kann.
Krüger erinnert sich mit Wolfgang Bordel auch an die turbulenten Anfänge der Festspiele 1997, wo ein schweres Unwetter die Premiere bedrohte. Doch sie hätten sich dem Vineta-Fluch widersetzt und seien nicht untergegangen, so Bordel. In den ersten Vineta-Episoden spielten auch die bis aufs Blut zerstrittenen Brüder Rurik und Jasko eine elementare Rolle. Gespielt wurden sie von Heiko Gülland und Mario Lohmann. Gemeinsam werden die beiden Vineta-Urgesteine das Geschehen von damals Revue passieren lassen und auch den Tod Jaskos durch des Bruders Hand durchaus mit einem Augenzwinkern analysieren.
Erinnerung an einstige Autorität auf der Bühne
Auch der Schauspielerin Gerda Quies wird an diesem Abend gedacht. Sie spielte über viele Jahre die Elderfrau, die höchste Autorität in der Stadt Vineta, und war die Mutter von Rurik und Jasko. „Ich weiß, du wirst als Schutzengel immer über dieser Bühne schweben“, dankt Wolfgang Bordel der rührigen Schauspielerin, die bis kurz vor ihrem Tod 2017 noch auf der Theaterbühne stand.
Alle Vineta-Talk-Shows dieses Sommers werden übrigens live aufgezeichnet und sind als Podcast im Internet (www.podcast.de) für alle erlebbar, die sich einen eigenen Eindruck verschaffen wollen.