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Naturreporter

Wie Naturschützer den Seeschwalben beim Brüten helfen

Vorpommern-Greifswald / Lesedauer: 3 min

Mit einer ausgeklügelten Methode gelang es unserem Naturreporter vor 50 Jahren, die zu DDR-Zeiten seltenen Seeschwalben zu fotografieren. Er verhalf den Vögeln sogar zu einem größeren Bruterfolg.
Veröffentlicht:03.07.2022, 09:47

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Die Trauerseeschwalbe gehört zu den Sumpfseeschwalben und wurde bereits zu DDR-Zeiten in den Torfkuhlen im Peenetalmoor zwischen Demmin, Loitz, Jarmen und Anklam immer seltener. Denn ihr Brutbiotop wurde mit chemischen und mechanischen Entkrautungsmaßnahmen durch Angler zerstört. Dennoch konnte ich vor 50 Jahren diese Familie der Wasservögel flach über Torfkuhlen im Peene- und Trebeltal mit dutzenden Brutpaaren entdecken. Im Flatterflug picken die schieferschwarzen Gesellen von der Wasseroberfläche meist Insekten wie Libellen, Bremsen und Mücken. Besonders am Brutplatz hört man häufig ein kurzes, aber kräftiges „Krek“ und „Krrr“.

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Unterschlupf aus alten Laken

Die Trauerseeschwalbe war der erste Wildvogel, den ich aus einem selbst gebauten Versteck mit einem Teleobjektiv fotografierte. In den Rosenhagener Tonkuhlen bei Ducherow gab es 1972 eine Brutkolonie von 12 Paaren. Hier baute ich mir aus alten Bettlaken diesen Unterschlupf. Die Laken hatte ich vorher grün eingefärbt. Schnell war das recht primitive Fotoversteck aufgebaut, das ich nochmals mit Weidengesträuch tarnte. Sofort nach dem Aufbau verließen meine Naturfreunde und ich diesen Ort, um nicht weiter zu stören. Kurze Zeit später saßen die Seeschwalben wieder auf den Nestern. Bereits einen Tag danach gelangen mir die ersten Fotos. Ein Trick war, dass wir zu zweit ins Versteck kletterten und sich mein Kumpel nach kaum einer Minute wieder vom Standort entfernte. Da die Vögel nicht zählen können, bemerkten sie die Vortäuschung falscher Tatsachen nicht. Ohne größere Störungen setzten die graziösen Seeschwalben gleich ihre Brut fort.

Einige Jahre später habe ich mit einem Freund für die Trauerseeschwalben Kunstnester aus Styropor-Platten und Weidengeflecht gebaut. Diese Aktion war ein ganz toller Erfolg, denn mehr als ein Dutzend Trauerseeschwalbenpaare legten auf diesen Bruthilfen ihr Vollgelege aus drei lehmgelben, mit dunklen Flecken überzogenen Eiern. Nach der Wende bauten Umweltschützer mehrere Bruthilfen, so bei Friedland, im Wildtierland Klepelshagen bei Strasburg und im Peenetalmoor.

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Politische Wende war ein Segen für den Naturschutz

Ein Segen für den Naturschutz war die politische Wende auch in unserer Region, denn viele eingedeichte Niedermoore in der Peeneniederung, in den Haffbruchwiesen und im Landgrabental, die durch Wasserentzug versteppt waren, wurden renaturiert. Ein Übriges tat die Klimaerwärmung, und mit dem Steppenwind aus Südost-Europa kamen mit Weißbart- und Weißflügelseeschwalben neue Brutvogelarten in unser Bundesland.

Im Sommer 1998 entdeckte ich drei Weißbartseeschwalben in den Renaturierungsflächen beim Naturschutzgebiet „Anklamer Stadtbruch“ in der Nähe von Bugewitz. Zwei dieser Vögel paarten sich und bauten ein Nest auf Wasserpflanzen. Daraus schlüpften drei Jungvögel.

Hauptfeind ist der Waschbär

Ein Höhepunkt im Peenetalmoor und den Haffbruchwiesen zeichnete sich dann 2007 mit 318 Weißflügelseeschwalben und 82 Weißbartseeschwalben ab. Auch in der Trebelniederung im Polder Rodde brütete die Weißbartseeschwalbe. Heute befindet sich eine der größten Sumpfseeschwalbenkolonien im Polder an der B 110 bei der Kaiserbäderbrücke. Die drei bei uns in Vorpommern-Greifswald lebenden recht dunklen Sumpfseeschwalben können nur gestandene Ornithologen unterscheiden. Die Trauerseeschwalbe ist im Brutkleid ein recht düsterer Geselle, doch verliert sich diese Zeichnung im Ruhekleid, wo Grautöne vorherrschen. Damit ähnelt sie den beiden anderen Sumpfseeschwalbenarten. Auch diese tragen nach der Brutzeit Ruhe- oder Schlichtkleider.

Alle unter Naturschutz stehenden Seeschwalbenarten gehören zur Ordnung der Regenpfeiferartigen. Selten erreichen Seeschwalben ihr Höchstalter von 12 Jahren, denn die gefiederten Weltenbummler haben unzählige Feinde, wie die Greifvögel Rohrweihe und Habicht. Hauptfeind aber ist der nordamerikanische Waschbär, der als ausgezeichneter Schwimmer plündernd durch die Kolonien zieht und so Eier und Junge verzehrt.

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