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Trödel-Show

Winterliches Anklam-Bild überrascht bei "Bares für Rares"

Anklam / Lesedauer: 4 min

400 Euro wollte ein junger Mann für ein Bild haben, dass die alte Peene-Tor-Brücke zeigt. Am Ende zahlte ein Händler viel mehr – und will das Bild wieder „in den Osten” holen.
Veröffentlicht:01.02.2022, 18:57

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Für Horst Lichter war das Bild etwas zu düster, bei den beiden jungen Männern jedoch, die es in seiner Trödel-Fernseh-Show „Bares für Rares” verkaufen wollten, löste es am Ende helle Freude aus. Das Werk von Otto Antoine (1865-1951) zeigt eine in Öl gemalte winterliche Ansicht der Anklamer Peene-Tor-Brücke aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, für die Robin Bokma und Paul Sepke zunächst 300 bis 400 Euro haben wollten.

Als der Maler von Berlin nach Vorpommern kam

In der Sendung, die am Montag im ZDF ausgestrahlt wurde, hatte Paul Sepke zunächst erklärt, dass er das Bild im Auftrag seiner Mutter verkaufen wolle. In den Besitz der Familie sei es bei einer Kunst-Aktion gekommen, zudem stamme sein Vater aus der Anklamer Gegend, erklärte der 27-Jährige aus Lauffen am Neckar (Baden-Württemberg). Viel mehr als Motiv und Maler sei ihm über das Bild aber nicht bekannt.

Da konnte allerdings die Kunsthistorikerin Bianca Berding als Expertin weiterhelfen. Wie sie erklärte, handelt es sich bei Otto Antoine um einen recht bekannten Maler, der auch sehr viele Bilder gemalt habe. Geboren wurde er 1865 in Koblenz, zog später nach Berlin, wo er so produktiv war, dass er auch „der Maler von Berlin” genannt wurde. Bei einem Aufenthalt in Neuwarp am Stettiner Haff im Jahr 1916 freundete er sich mit dem Maler Hans Hartig an, dem es offenbar gelang, Otto Antoine für Motive am Meer zu begeistern.

So gibt es im Werk des Malers auch einige Bilder in dem für ihn typischen impressionistischen Stil, die unter anderem Fischer an der pommerschen Küste zeigen. Gut möglich also, dass er bei einem seiner Ostsee-Besuche auch nach Anklam kam, wo ihm dann die alte Holz-Klapp-Brücke als Motiv ins Auge gefallen sein könnte. Daraus konnte die Expertin auch ableiten, dass das Bild etwa vor hundert Jahren entstanden sein müsste, da die Brücke 1926 durch eine für die damalige Zeit moderne Stahlkonstruktion ersetzt wurde.

Generell würden die Arbeiten von Otto Antoine geschätzt, weil sie eben Bauwerke zeigen, die zum Teil heute nicht mehr existieren. So verhält es sich auch mit dem Bild der Anklamer Peene-Tor-Brücke, die im Hintergrund noch etwas von der Bebauung am Peeneufer und den Turm der Nikolai-Kirche zeigt, den es nun auch schon seit über 75 Jahren nicht mehr gibt. Anklam-Fans hätten so etwas sicher gern in ihrer Sammlung, aber auch darüber hinaus hat das Bild offensichtlich seinen Wert.

Expertin schätzt Wert auf bis zu 800 Euro

Laut Kunsthistorikerin Bianca Berding habe der Maler einen „guten Namen” und zudem sei der Zustand des Bildes, das in Öl auf Pappe gemalt wurde, als recht gut einzuschätzen. Daher sei ihrer Ansicht nach ein Preis von 700 bis 800 Euro gerechtfertigt, erklärte sie in der Sendung. Immerhin doppelt so viel, wie sich die beiden Verkäufer vorgestellt hatten.

Doch wer „Bares für Rares” kennt, weiß dass die Schätzungen der Experten nicht selten weit über den Vorstellungen der Käufer liegen, die ja beim Weiterverkauf auch immer noch etwas verdienen wollen. Tatsächlich aber lag das Einstiegsgebot im sogenannten Käuferraum bereits bei 400 Euro, das sich in einem kurzen Bietergefecht in 50-Euro-Schritten schnell auf 900 Euro hochschaukelte. Das Geld wurde schließlich vom Antiquitätenhändler Friedrich Häusser auf den Tisch gelegt, kommentiert mit den Worten, dass das Bild nun wieder „in den Osten” kommen würde.

Friedrich Häusser hat sich laut der Magdeburger „Volksstimme” Mitte der 1980er Jahre mit Kunsthandel selbständig gemacht und Geschäfte unter anderem in Hamburg und der Lüneburger Heide betrieben. 2014 habe er einen Kunst- und Antiquitätenhandel in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) eröffnet und lebt selbst in der Nähe im Harz.

Die komplette Folge mit dem verkauften Anklam-Bild bei "Bares für Rares" findet sich in der ZDF-Mediathek.