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Kriegsverbrecher Radovan Karadzic

Anwalt: Karadzic ist stolz auf sein Wirken im Bürgerkrieg

Belgrad / Lesedauer: 2 min

Der in Belgrad verhaftete mutmaßliche Kriegsverbrecher Radovan Karadzic, dem das UNO-Tribunal Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorwirft, ist stolz auf sein Wirken in Bosnien während des Bürgerkrieges (1992-1995).
Veröffentlicht:25.07.2008, 00:00
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 "Karadzic wird in Den Haag erklären, dass er stolz auf alles ist, was er getan hat und dass er das serbische Volk in Bosnien-Herzegowina gerettet hat", zitierten die Belgrader Medien gestern seinen Anwalt Svetozar Vujacic. Karadzic sei angeklagt, nur "weil er ein Serbe" ist, so der Anwalt. Der 63-Jährige soll am Wochenende, spätestens zu Beginn kommender Woche, an das Tribunal in Den Haag überstellt werden.

Während die Belgrader Behörden die Auslieferung an das UNO- Kriegsverbrechertribunal vorbereiten, herrschte weiterhin Unklarheit darüber, wer Karadzic seine neue Identität und die entsprechenden Dokumente gegeben haben könnte. Nach serbischen Medienberichten hatte Karadzic seit 1998 Originaldokumente eines fünf Jahre zuvor in Sarajevo gestorbenen Serben genutzt. Die Personalpapiere auf den Namen Dragan David Dabic seien von der Polizei in der Stadt Ruma (50 Kilometer nordwestlich von Belgrad) ausgestellt worden. Dies dementierte das serbische Innenministerium gestern und gab an, Karadzic habe gefälschte Dokumente benutzt.

Anwalt Vujacic erstattete indes Anzeige wegen Entführung seines Klienten. Unbekannte hätten Karadzic am vergangenen Freitag aus einem Bus "entführt" und "gesetzwidrig" inhaftiert, sagte er in Belgrad. Er habe drei Augenzeugen der "Entführung" aus dem Bus der städtischen Linie 73, die vor Gericht aussagen wollen.

Karadzic soll seine langjährige Flucht auch durch Geld finanziert haben, das er aus der Nationalbank der bosnischen Serbenrepublik entwendet hatte. Dem früheren Präsidenten der Serbenrepublik sei 1997 erlaubt worden, aus den Banktresoren insgesamt 36 Millionen D-Mark mitzunehmen, berichtete die in Sarajevo erscheinende Zeitung "Dnevni avaz". Die D-Mark war damals in allen ehemaligen jugoslawischen Staaten inoffizielles Zahlungsmittel.