StartseitePanoramaTödliche Gewalt bei Ultrarechten-Demo

Kritik an Trump-Reaktion

Tödliche Gewalt bei Ultrarechten-Demo

Charlottesville / Lesedauer: 3 min

Ausnahmezustand in der US-Stadt Charlottesville: Eine Kundgebung von Rechtsextremisten artet in Gewalt aus, es gibt ein Todesopfer und Dutzende Verletzte.
Veröffentlicht:13.08.2017, 08:45
Artikel teilen:

Eine Kundgebung von Rechtsextremisten in Charlottesville (US-Staat Virginia) ist am Samstag in Gewalt eskaliert. Nach Angaben der Polizei starb eine 32-jährige Frau, als ein Fahrzeug vermutlich absichtlich in eine Gruppe von Gegendemonstranten raste und an einer Kreuzung zwei Autos rammte. Spiegel-Online berichtet, dass der Fahrer vorsätzlich gehandelt hat. Er wurde nach Polizeiangaben festgenommen.

Bereits zuvor hatten sich Kundgebungsteilnehmer schwere Schlägereien mit Gegendemonstranten geliefert. Insgesamt wurden 35 Menschen verletzt, dem Sender CNN zufolge befanden sich fünf von ihnen am Samstagabend (Ortszeit) in kritischem Zustand. Zwei weitere Menschen kamen zudem beim Absturz eines Polizeihubschraubers bei Charlottesville ums Leben. Über die Ursache wurde zunächst nichts bekannt.

Präsident Donald Trump verurteilte zwar die «ungeheuerliche Gewalt» vom Samstag, «Hass und Vorurteile», aber nannte dabei die Kundgebung der Rechtsextremisten nicht direkt. Stattdessen sprach er pauschal von «Gewalt von vielen Seiten».

Distanz zu den Rechten

Kommentatoren in verschiedenen Fernsehsendungen äußerten scharfe Kritik an der nach ihrer Ansicht nach laschen Reaktion des Präsidenten, dessen Wahl in rechtsextremen Kreisen bejubelt worden war. Kritiker haben Trump bereits in der Vergangenheit angelastet, sich nicht genügend von den Rechten distanziert zu haben.

Notiert wurde auch, dass sich Trump am Samstag überhaupt erstmals - via Twitter - zur Gewalt in Charlottesville äußerte, nachdem Dutzende andere Politiker auch aus republikanischen Kreisen sie bereits stark verurteilt hatten. Dazu zählten der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, sowie die prominenten Senatoren Marco Rubio und Orrin Hatch.

Auch der demokratische Gouverneur von Virginia, Terry McAuliffe, richtete eine äußerst scharf formulierte Botschaft an die Rechtsextremisten. «Ihr seid hier nicht willkommen», sagte er auf einer Pressekonferenz. «Geht nach Hause. Nehmt euren Hass und eure Vorurteile mit. Es gibt hier keinen Platz für euch, und es gibt keinen Platz für euch in Amerika.»

Neonazis und Ku-Klux-Klan-Anhänger

An der Kundgebung unter dem Motto «Vereinigt die Rechte» hatten schätzungsweise mehrere Tausend Menschen aus verschiedenen ultrarechten Gruppen teilgenommen, so Angehörige der Alt-Right- Bewegung, Neonazis und Ku-Klux-Klan-Anhänger, darunter auch deren ehemaliger Führer David Duke. Anlass für die Demonstration war ein Stadtratsbeschluss, eine Statue des Konföderierten-Generals Robert E. Lee aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865) zu entfernen.

Nach Fernseh- und Augenzeugenberichten waren mehrere Kundgebungsteilnehmer mit Baseballschlägern gekommen, schon Stunden vor der Veranstaltung kam es zu heftigen Prügeleien mit Gegendemonstranten. Die mutmaßliche gezielte Autoattacke ereignete sich nach Medienberichten, als ein Großteil der Kundgebungsteilnehmer bereits abgezogen waren und die Gegendemonstranten einen eigenen Protestzug bildeten.

Vorwurf des Totschlags

Nach Medienberichten ist der festgenommene Fahrer ein 20-Jähriger aus Ohio, der jetzt unter dem Vorwurf des Totschlags festgehalten wird. Ob er selber einer rechtsextremen Gruppe angehört, blieb zunächst unklar.

Trump äußerte sich nach einem ersten allgemeinen verurteilenden Tweet bei einem Auftritt an seinem Urlaubsort in Bedminister (New Jersey). Es gebe in Amerika «keinen Platz» für Gewaltausbrüche wie den in Charlottesville, sagte er, ohne in Einzelheiten zu gehen. Er rief seine Landsleute dazu auf, zusammenzustehen und einander - ungeachtet aller Differenzen - «zu lieben».

Trump versprach außerdem eine «rasche Wiederherstellung von Recht und Ordnung» und verwies auf die jüngsten Errungenschaften im Land, die seiner Regierung zu verdanken seien: Die sinkende Arbeitslosenquote, die Rückkehr von Produktionsjobs aus dem Ausland, die Verhandlungen über Handelsabkommen - all das sei großartig für das Land und die amerikanischen Arbeiter. «Es passieren so viele unglaubliche Dinge in unserem Land. Wenn ich Charlottesville anschaue, scheint es mir sehr, sehr traurig».

Dieser Artikel wurde am Sonntag, den 13. August aktualisiert.