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Erfinder Karl Peglau

DDR-Ampelmännchen feiert 56. Geburtstag

Berlin / Lesedauer: 3 min

Das Ampelmännchen aus dem Osten ist heute weltberühmt. Zum Geburtstag gibt es eine besondere Überraschung in der Suchmaschine Google.
Veröffentlicht:13.10.2017, 08:15

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Für Touristen sind sie ein unverzichtbares Foto-Motiv und Berlin-Wahrzeichen: die Ampelmännchen, deren Erfinder Karl Peglau am 13. Oktober 1961 erstmals der Ost-Berliner Verkehrskommission seine Vorschläge präsentierte. Ein kleiner Mann mit Hut – eine Ikone war geboren. Dabei waren die roten und grünen Männchen für Peglau selbst zunächst nicht mehr als ein „Nebenprodukt”, die spätere Bekanntheit kam völlig unerwartet, wie der in Bad Muskau geborene Verkehrspsychologe einmal sagte.

Das Männchen ist so berühmt, das sogar der US-Internetkonzern Google zum Geburtstag ein besonderes Geschenk vorbereitet hat. Auf der Startseite der Suchmaschine gibt es am 13. Oktober 2017 ein Ampelmännchen-Doodle. So werden besondere Varianten des Google-Logos genannt.

(Foto: WARNING)

Peglau, der 2009 im Alter von 82 Jahren starb, arbeitete beim Medizinischen Dienst des DDR-Verkehrswesens. Dort beschäftigte er sich etwa mit der Tauglichkeit von Verkehrsteilnehmern. Wegen der damals zahlreichen Verkehrsunfälle entwarf er die heutigen Kultfiguren – eigens als Signal für Fußgänger. Acht Jahre später, 1969, regelten die Ampelmännchen erstmals den Verkehr in der zentralen Berliner Friedrichstraße. In den kommenden Jahren erklommen seine „echten Berliner Jören”, wie er die Figuren rückblickend nannte, alle DDR-Ampeln.

West-Ampelmännchen sind eher schmal und kantig

Beim Entwerfen half Peglaus Sekretärin mit. Freundlich, gemütlich, knubbelig – in Peglaus Augen ist es vor allem die „gemütliche Dicklichkeit” der Ampelmänner, die sie so beliebt gemacht haben. Die Figuren aus dem Westen sind im Vergleich dazu schmal und kantig.

Und dann sind da noch die Details, die Peglaus Männchen einzigartig machen: Sie tragen etwa einen Hut – auch wenn sich der Erfinder darüber zunächst den Kopf zerbrach. Denn der Hut galt in der DDR als kapitalistisches Symbol. Erst als Peglau im Fernsehen Erich Honecker mit Strohhut sah, war der Weg frei.

Selbst die Laufrichtung war ideologisch geprägt

So berichtet es die Ampelmann GmbH, die heute mehrere Hundert verschiedene Ampelmann-Produkte verkauft. Auch dass das Grün-Männchen auf den Ampeln nach links läuft, sei kein Zufall. Einst habe Peglau einen Schritt nach rechts vorgesehen, doch das hätte nicht der Ideologie entsprochen. Auf den Souvenirs mit Ampelmann-Logo läuft der Mann dennoch nach rechts: weil es die grafisch elegantere und dynamischere Richtung sei, erklärt das Unternehmen des Produktdesigners Markus Heckhausen, dem Peglau die Nutzungsrechte überließ.

Er erkannte den Charme der Figuren in der Nachwendezeit, als die alten Ampeln aus dem Stadtbild verschwinden sollten. Auch viele andere Bürger sahen die drohende Entsorgung kritisch, die Männchen wurden so zum Symbol der „Nach-Wende-Abwicklungsmentalität”, wie Peglau sagte. Schließlich wurden Politiker aufmerksam und die Ost-Männchen gerettet.

Die Bezirksverordnetenversammlung des Bezirks Lichtenberg in Berlin will sich mit dem Vorschlag befassen, eine Straße oder einen Platz nach Karl Peglau zu benennen.

Besondere Ampelmännchen zur Einheitsfeier

Zur diesjährigen Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Mainz gesellte sich zum klassischen Ost-Ampelmännchen erstmals ein Mainzelmännchenm, um zusammen den Verkehr zu regeln. Die Mainzelmännchen sind eine Erfindung des ZDF, das in Mainz seinen Sitz hat. Die Aktion war nur vorrübergehend. Das Ost-Ampelmännchen wirkt laut einer Studie sogar besser als sein Gegenstück aus dem Westen.