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Jahrhunderprojekt

Der Alexanderplatz soll in die Höhe wachsen

Berlin / Lesedauer: 3 min

Seit 25 Jahren soll auf Berlins Alexanderplatz gebaut werden. Jetzt kommt Bewegung in das Jahrhundertvorhaben.
Veröffentlicht:22.01.2018, 08:35
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Wolkenkratzer ragen in den Himmel, Wohnblöcke türmen sich zu Straßenschluchten auf: Berlins Alexanderplatz umweht ein Hauch von New York – auf dem Papier. 1993 legte der Architekt Hans Kollhoff einen Masterplan vor, die Blaupause für ein Stadtzentrum nach amerikanischem Muster. Aus den Blütenträumen ist bisher nichts geworden. Der Alex, verschrien als Schmuddelecke Berlins, ist zwar umtriebig. Mehr als 25 Jahre nach der Vereinigung bleibt er aber ein innerstädtisches Mauerblümchen.

Der Alex neige zum „Trash“, räumt Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ein. Ein Problem sei die Besetzung des Raumes mit vielen Verkaufsständen, die Erdgeschosse der Gebäude ringsum seien nur zum Teil attraktiv. „Das wird sich ändern“, sagt sie. Anstelle einer „Verhinderungsdiskussion“ wolle sie nun eine „Ermöglichungsdebatte“ über die Zukunft des Platzes anführen.

Die ersten Bagger könnten bald anrollen

Zehn Hochhäuser sollten es ursprünglich werden. Durch Umplanungen, Bürgerprotest und zaudernde Investoren wurde die Blaupause aber Makulatur, auch wenn der Plan noch immer Baurecht ist. „Der Senat hat Kollhoffs Masterplan nicht ganz aufgegeben“, sagt Lüscher. Er entspreche allerdings dem Stadtbild von New York oder Chicago, weniger dem einer europäischen Metropole. „Vor 25 Jahren war der Zukunftsglaube riesig, auch die Vision, dass sich Berlin ganz neu entwickeln würde.“

Jetzt zeigt sich der Senat entschlossen, die Runderneuerung des Alex voranzubringen, die ersten Bagger könnten bald anrollen. „Das könnte sehr schnell gehen“, sagt die Baudirektorin. Der Antrag für ein Hochhaus-Projekt am Kaufhaus Alexa liege bereits vor, nach erster Durchsicht entspreche er dem Bebauungsplan.

Dass sich am Alexanderplatz lange nichts getan hat, hängt auch mit einer neuen Sicht auf das historische Erbe zusammen. Die DDR-Architektur wurde neu bewertet – mit der Folge, dass zwei Standorte für neue Hochhäuser am Alexanderplatz jetzt infrage stehen: Das frühere DDR-Haus des Reisens und das Haus des Berliner Verlags stehen unter Denkmalschutz.

Kein Interesse, das „Park Inn” abzureißen

Wie es einmal am Fernsehturm aussehen könnte, wurde auf einer Sitzung des Berliner Baukollegiums deutlich. Vor dem Expertengremium, das den Senat über Bauprojekte berät, präsentierte der renommierte Architekt Matthias Sauerbruch ein Vorhaben im Namen einer französischen Investorengruppe.

Der Regionalfonds Fonciere des Regions, der das Hotel „Park Inn“ gekauft hat, will links und rechts des Hotelturms zwei weitere Türme errichten. Nach dem Kollhoff-Plan sollte das Park Inn abgerissen werden. Doch in das 125 Meter hohe Hotel wurde so stark investiert, es gibt kein Interesse, das Gebäude abzureißen.

So soll das Park Inn einen gleich hohen Zwillingsturm bekommen. Zusätzlich soll ein 150 Meter hoher Turm entstehen. Im Sockelbereich sollen Geschäfte und rund 100 Mietwohnungen entstehen, ansonsten ist eine gemischte Büro- und Hotelnutzung geplant. Doch das Baukollegium zeigte sich skeptisch. Der Expertenkreis befürchtet solitäre Hochhäuser mit unterschiedlichen Höhen auf dem Alex.