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Tierische Kleidungsstücke

Der Gehweg wird zum Laufsteg

Hamburg / Lesedauer: 3 min

Fell allein reicht nicht: Viele Herrchen statten ihre Hunde mit Kleidung aus. Selbst Vierbeiner mit Übergrößen finden etwas im Sortiment. Tierschützer halten das nur selten für notwendig.
Veröffentlicht:27.01.2014, 19:18
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Die Temperaturen sind im Keller, Schnee ist vielerorts gefallen und die Modenschau auf deutschen Gehwegen hat begonnen. Die Laufstegschönheiten tragen mal schicke Outdoor-Jäckchen, mal trendige Pullover – und sie haben vier Pfoten. Früher eher eine Ausnahme, hat Winterbekleidung für Hunde längst Einzug gehalten. Der Catwalk wird auf diese Weise zum „Dogwalk“.

„Sie mag das. Sie wackelt dann immer so mit ihrem Hinterteil“, sagt Adrianne Straub über ihre Hündin Donna. Die Kurzhaardackel-Dame steckt in einem schwarz-rot-grauen Strickoberteil, Hosenträger inklusive. Ein angedeuteter Rock akzentuiert den Hüftschwung. Straub hat die Kreation selbst gestrickt. „Wir haben auch gekaufte Mäntel, aber dafür ist es noch nicht kalt genug“, sagt Straub. Die Tiere seien so nah am Boden, da sei ein Kälteschutz schon sinnvoll.

Wer sich in Fachgeschäften umhört, erfährt, dass viele Hundebesitzer ähnlich denken. Sandra Neuwerck hat deshalb gerade neue Pullover bestellt. „Sobald es kälter wird, kommen viele Kunden“, sagt die Filialleiterin von „V.I.Pets“ in Hamburg. Wer möchte, kann hier für eine Kombi aus wärmender Weste und Regencape schon mal mehr als 300 Euro auf den Tisch legen.

Die Dackeldecke gibt es seit Jahrzehnten

Mittlerweile werden auch größere Hunde mit Winterkleidung ausstaffiert. „Mode spielt dabei gar nicht so eine große Rolle. Es soll vor Nässe und Kälte schützen“, sagt Neuwerck. Ihr eigener Hund Jamali, ein prächtiger Rhodesian Ridgeback, habe daher von Anfang an einen funktionalen Mantel bekommen. Bei Rassen ohne wärmende Unterwolle sei das sinnvoll.

Udo Kopernik, Sprecher des Verbandes für das Deutsche Hundewesen, erklärt: „Wir haben es da mit einem gesellschaftlichen Wandel zu tun.“ Hundekleidung habe es aber im Grunde schon immer gegeben – Stichwort Dackeldecke. „Es liegt eher daran, dass die Hunde die Städte erobert haben“, sagt Kopernik. Mehr Zeit in beheizten Wohnungen bedeute weniger Anpassung an den kalten Winter. In bestimmten Fällen hält er die Mäntel für angebracht.

Tierschützer betrachten den Trend zurückhaltend. „Der Mantel sollte eher die Ausnahme als die Regel sein“, sagt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund. Solche Sonderfälle seien Hunde mit kurzem Fell, Krankheiten oder hohem Alter. Dass hinter der Mode auch eine starke Industrie steckt, sei klar –
immerhin gebe es mehr als fünf Millionen Hunde in Deutschland. „Bei gesunden Hunden reicht das Fell in der Regel aber aus“, sagt Tünte.