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„Ich bin ein Star”

Die Angst vor Stuhl geht um im Dschungelcamp

Australien / Lesedauer: 4 min

Tag 9 in der wahren Hölle Australiens. Während es anderswo warm und trocken ist, gießt es im Camp wie aus Eimern. Unangenehme Situation. Vor allem für die Spinnen, die vor dem Wasser fliehen müssen.
Veröffentlicht:19.01.2020, 08:43

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Süßkartoffelpommes, fettarmer Joghurtdip mit Limettenzesten und Kreuzkümmel, dazu alkoholfreies Bier und Fassbrause: endlich Dschungelcamp mit den Jungs – Herzsmiley. Wir drei sind so gespannt.

Kurz zum Hintergrund: Ich schaue „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ in der Regel nicht. Ich konnte mich nie mit der Tatsache anfreunden, Sendungen mit Komma (oder Gedankenstrich) im Titel mögen zu müssen. Hier wird mindestens eine aufgezwungene Reflexivkonstruktion zu viel als gegeben vorausgesetzt. Alle „Stars“ würden genug daran zu tragen haben, während ihres zweiwöchigen Australienaufenthaltes zu beweisen, dass sie Stars sind und damit eine Daseinsberechtigung in der Prime-Time von RTL besitzen.

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Ich kenne Daniel Hartwig privat

Zudem, no offense, aber es gibt Lebensrealitäten, die nicht zwischen der Yellow-Press und News auf Internetseiten stattfinden, die jeder nur benutzt, weil er sein E-Mail-Konto dort besitzt. Ja web.de und gmx, ich schaue euch an.

Die Sendung beginnt, die Erkenntnisse kicken: Meine alte Mathelehrerin hatte damals die gleiche Frisur wie Daniel Hartwig jetzt, was sich ungewohnt vertraut, fast privat anfühlt und Sonja Zietlow genauso viele Ohrlöcher wie der eine Freund, der gerade Joghurtdressing auf meine Couch kleckert.

Im Camp selbst gibt es einen schlimmeren Schock. Mehrere Trichternetzspinnen (2) haben den Lagerfeuerplatz überfallen. Statt aber wie Gangster besinnungslos auf den Spinnen herumzutrampeln, als wären die Stars bei der Ganginitiation der Mara Salvatrucha, rufen die Bewohner panisch die Ranger. Die klären dann die Situation. Sehr erwachsen, leider aber auch sehr unspektakulär.

Zur Belohnung gibt es was Leckeres zu essen. Viel Gemüse und einen Känguru-Schwanz. Schwanz. Nicht Penis! Was Sie wieder denken. Würde bestimmt toll zu Süßkartoffelpommes passen. Auch wenn es in Australien aktuell anders denkbar wäre: Die Bewohner mussten das Kängurufleisch selbst rösten.

Schlimme Situationen verursachen schlimme Stimmung

Zurück zum Horror: Regen, Unwetter und ein nächtlicher Spinnenangriff haben Danni Büchner (Einundvierzig) an ihre Grenze gebracht. Sie werde sich den Tod holen und wisse nicht, was es Schlimmeres geben könne. Relativ pietätlose Aussage für eine Frau, die ihren Mann an den Krebs verloren hat. Schlimm, was der Dschungel mit Menschen macht.

Die Angst vor Stuhl ist groß im Camp

Apropos Danni – die musste an Tag 9 nicht in die Prüfung. Die Bewohner haben stattderer Markus Reinecke (50) mit einer von RTL schamlos mies untermalten und ähnlich schlecht wie Markus Vokuhila gealterten Grafik veredelt, in die Prüfung geschickt: den Gefahrenstuhl.

Ein Kompositum zu viel für den Trödeltruppler, der auf den Namen der Prüfung nur antwortet: „Oh, Stuhl hört sich aber nicht so gut an.“ Ob das auf Rhypophobie oder Aichmophobie zurückzuführen ist (beides gerne selbst googeln) wird sein Geheimnis bleiben. Zur Prüfung selbst nur so viel: 8 von 10 Sternen. Solide Sache. Großen Respekt an den furzenden Aktenkofferträger mit Glatze. Nicht jeder kann mit seinem Arsch alle Witze der Moderatoren gleichzeitig überbieten.

Viel spannender als die Prüfung selbst ist die Tatsache, dass ein offenes Lagerfeuer erst wegen Regens nicht entzündet werden durfte und jetzt, wo es wieder trocken wird, darf das Feuer endlich brennen. Gilt halt so auch nicht überall in Australien.

Gangmitglied verlässt Dschungelcamp

Auch an Tag 9 musste wieder jemand das Camp verlassen. Es traf Toni Trips (21). „Was? WAS? WAAAAAAS?“ Verständnislose Reaktionen bei den Campern und dem Publikum. Die einen können nicht glauben, dass Toni raus ist, die anderen wissen nicht, wer sie ist. Glaubt man den Gesichtstattoos vermutlich ein Gangmitglied bei der Mara Salvatrucha. Deutschland war wohl wirklich noch nicht bereit für tätowierte Spinnennetze auf den Brüsten. So wie ich nicht für das Dschungelcamp.