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Untersuchungskommission

Ermittlungen nach Übergriffen in SOS-Kinderdorf

München / Lesedauer: 2 min

Zwei ehemaligen Mitarbeiterinnen wird vorgeworfen, ein Klima der Angst verbreitet zu haben. Auch von „kindeswohlgefährdenden Grenzüberschreitungen” ist die Rede.
Veröffentlicht:11.03.2022, 10:16
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Nach Berichten über Übergriffe auf Kinder und Jugendliche hat der SOS-Kinderdorf-Verein eine unabhängige Untersuchungskommission eingerichtet. Sie ist nach Angaben des Vereins vom Freitag damit beauftragt, „alle Maßnahmen von SOS-Kinderdorf im Umgang mit pädagogischem Fehlverhalten in Vergangenheit und Gegenwart zu bewerten und aufzuarbeiten“. Innerhalb von zwei Jahren soll aufgearbeitet werden, ob es in dem Verein Strukturen gab oder sogar noch gibt, die pädagogisches Fehlverhalten ermöglichten.

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Anfang Oktober 2021 hatte der Verein eine Studie des renommierten Missbrauchsexperten Heiner Keupp veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass zwei ehemalige Mitarbeiterinnen eines Kinderdorfes in Bayern ihnen anvertrauten Kindern „Leid“ zugefügt haben. Von einem „Klima der Angst“ und „Grenzüberschreitungen“ ist die Rede. Ehemalige Bewohner beschuldigen die beiden Frauen demnach, von Anfang der 2000er Jahre an bis etwa 2015 „kindeswohlgefährdende Grenzüberschreitungen“ begangen zu haben.

Fünfjährige in dunklen Keller gesperrt

Bei den konkreten Vorwürfen soll es beispielsweise um gemeinsames Duschen gehen oder Hygienemaßnahmen, die die Schamgrenzen der Kinder verletzten. Außerdem soll ein fünf Jahre altes Mädchen allein in einen dunklen Keller gesperrt worden sein, ein Junge habe in Hausschuhen schlafen müssen, weil seine Dorfmutter sie ihm mit Klebeband an den Füßen befestigt hatte. Seither haben sich nach Angaben eines Vereinssprechers weitere mutmaßliche Betroffene gemeldet, die angeben, in einem SOS-Kinderdorf Unrecht erfahren zu haben.

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SOS-Kinderdorf beherbergt in 137 Ländern 65.000 Kinder und unterstützt weitere 347.000 Menschen mit sozialen Programmen. Laut dem jüngsten Jahresbericht beliefen sich die Einnahmen aus Spenden und staatlichen Hilfsgeldern im Jahr 2019 auf 1,4 Milliarden Euro.