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Asteroid „Oumuamua”

Ist diese riesige Weltraum-Gurke ein Raumschiff?

Green bank / Lesedauer: 3 min

Er kommt aus einem anderen Sonnensystem und flitzte kürzlich an der Erde vorbei: Forscher in den USA belauschen den Asteroiden „Oumuamua”. Einige glauben, er könne ein Geheimnis in sich tragen.
Veröffentlicht:14.12.2017, 18:42
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Ist ein Raumschiff an der Erde vorbeigeflogen? Auf der Suche nach außerirdischer Intelligenz haben US-Astronomen damit begonnen, den Asteroiden „Oumuamua” zu belauschen. Vom Green-Bank-Teleskop im Bundesstaat West Virginia aus sei der Lauschangriff am Mittwochnachmittag (Ortszeit) gestartet worden, teilten die Organisatoren des Programms „Breakthrough Listen” mit. Die Gruppe wird unter anderem vom britischen Astrophysiker Stephen Hawking unterstützt.

Der Asteroid wurde zunächst über mehrere Frequenzen zehn Stunden lang untersucht. Die ersten Erkenntnisse: „Nach sehr vorläufiger Analyse scheint es zunächst keine Zeichen dafür zu geben, dass das etwas anderes ist als ein Brocken im Weltall”, sagte eine Sprecherin des „Breakthrough Listen”-Programms am Donnerstag.

Asteroid mit bislang einmaliger Form

„Oumuamua” war vor einigen Wochen als erster mit modernen Teleskopen beobachteter Asteroid von außerhalb unseres Sonnensystems an der Erde vorbeigerauscht. Der 400 Meter lange Brocken war Millionen Jahre zu uns unterwegs und verblüfft Wissenschaftler mit seiner ungewöhnlichen Form: Er ist nach neuesten Analysen rund fünf Mal so lang wie breit – anders als alle Asteroiden aus unserem Sonnensystem, die bislang beobachtet wurden. Der Brocken war am 19. Oktober mit dem Pan-Starrs1-Teleskop auf Hawaii entdeckt worden.

Die Forscher von „Breakthrough Listen” vermuten, dass „Oumuamua” mehr sein könnte als nur ein Asteroid: Die Form einer Zigarre oder Nadel könne darauf hindeuten, dass es sich um ein interstellares Raumschiff handelt. Eine solche Bauweise minimiere die Reibung mit Gasen und Staub im Weltall.

Woher kommt „Oumuamua”?

Vom Lauschangriff erhoffen sich die Wissenschaftler mehr Informationen über Herkunft und Zusammensetzung des Objekts. „Die hohe Empfindlichkeit der eingesetzten Radioteleskope wird sogar den Nachweis eines Mobiltelefons auf „Oumuamua” zulassen, sollte so etwas vor Ort zum Einsatz kommen”, erklärte Thomas Müller vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, der selbst nicht am Programm beteiligt ist.

Rüdiger Jehn von der europäischen Weltraumorganisation ESA hält die Raumschiff-These für unwahrscheinlich: „Das ist weithergeholt. Aber ich lächele darüber nicht, das sind anerkannte Wissenschaftler.” Für die Form des Asteroiden „Oumuamua” gebe es vermutlich eine natürliche Erklärung. „Wahrscheinlich kommt diese Form viel häufiger vor, als wir denken. Aber meistens sind Asteroiden viel zu weit weg und zu dunkel, als dass wir sie erkennen könnten”, sagt Jehn.

Russischer Milliardär fördert Forschungsprogramm

Die Wissenschaftler von „Breakthrough Listen” hoffen, dass sie mit ihrem Projekt weitere wichtige Informationen sammeln können, selbst wenn kein Signal außerirdischer Intelligenz empfangen wird. So seien Erkenntnisse über das Vorhandensein von Wasser oder Eis denkbar. Auch die Gashülle von „Oumuamua” könne auf diese Weise besser erforscht werden.

Das Programm „Breakthrough Listen” wird vom russischen Milliardär Juri Milner mit 100 Millionen US-Dollar finanziert. Es widmet sich der Suche nach extraterrestrischer Intelligenz und verfolgt das Ziel, eine Millionen Sterne und 100 benachbarte Galaxien zu überwachen.