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Prozess

Jägerin schoss auf Hirsch und tötete 81-Jährigen

Quedlinburg / Lesedauer: 2 min

Es war ein Kopfschuss, der einen 81-jährigen Jäger vor zwei Jahren im Harz tötete. Am Dienstag beginnt der Prozess gegen die junge Frau, die geschossen haben soll.
Veröffentlicht:28.10.2019, 20:05
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Ein Jugendrichter führt die Gerichtsverhandlung, weil die angeklagte Jägerin zum Tatzeitpunkt 20 Jahre alt war. Sie muss sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten, wie ein Sprecher des Landgerichts Magdeburg mitteilte.  

Konkret wird ihr vorgeworfen, bei einer Drückjagd im Forst Ballenstedt-Meisdorf vor zwei Jahren auf einen Hirsch geschossen, stattdessen aber den 81-jährigen Niedersachsen tödlich am Kopf getroffen zu haben. Bei einer Drückjagd scheuchen Treiber das Wild in Richtung der Jäger. Die Unfallverhütungsvorschrift gibt vor, dass erst geschossen werden darf, wenn sich der Schütze vergewissert hat, dass niemand gefährdet wird. Das soll die junge Jägerin versäumt haben.

Die Ermittlungen nach dem Vorfall 2017 waren schwierig. Zur Jagdgesellschaft hatten den damaligen Angaben der Staatsanwaltschaft Halberstadt zufolge rund 100 Menschen gehört. Zudem fehlte das tödliche Projektil – und damit eine Vergleichsmöglichkeit. Mehr als 60 Waffen waren damals sichergestellt worden, nachdem der Jäger tot gefunden worden war.

Dass Menschen bei der Jagd ums Leben kommen, ist laut dem Deutschen Jagdverband selten. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre seien jährlich zwei Menschen durch Jagdwaffen ums Leben gekommen. „2018 war ein schwarzes Jahr mit sechs tödlichen Jagdunfällen“, sagte der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes, Torsten Reinwald. Er sagte zur Einordnung, dass die Jäger bundesweit 1,2 Millionen Rehe und mehr als 800 000 Wildschweine erlegt hätten. Anfang 2019 hatte bei einem tragischen Unfall ein 56-jähriger Jäger in Ettlingen (Baden-Württemberg) seine 19-jährige Tochter erschossen.

Fahrer in seinem Auto getroffen

Reinwald wies auf die Grundregel bei der Jagd hin, wonach alle Hintergrundgefahren ausgeschlossen werden müssen. Jäger dürfen nicht in Richtung Siedlungen, Straßen oder Radwege schießen. Und: Die Kugel muss immer Richtung Boden gehen, der sie verschlucken soll. Auch deshalb säßen die Jäger oft auf Hochsitzen. Die Kugeln hätten eine enorme Energie, damit sie das Wild schnell töten. Ungebremst könne eine Kugel drei Kilometer weit fliegen, sagte Reinwald.

Auch Unbeteiligte können von der Jagdmunition getroffen werden: In der Oberpfalz traf der Schuss eines Jägers im vergangenen Sommer ein vorbeifahrendes Auto und verletzte den Beifahrer tödlich. Der Mann wurde im Juli dieses Jahres zu einer zwölfmonatigen Bewährungsstrafe wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, zudem sollte er den Eltern des Opfers jeweils 10 000 Euro zahlen.

Das Gericht in Quedlinburg hat für den Prozess gegen die 22-Jährige fünf Verhandlungstage angesetzt. Ein Sachverständiger und 18 Zeugen sind laut dem Gerichtssprecher geladen. Für den 5. November sei ein Ortstermin geplant.