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Mops-Besitzerin zieht vor Gericht

Kampf um Gerechtigkeit für Emma

Ingolstadt / Lesedauer: 3 min

Hundegebell draußen, ernster Prozess drinnen: Die kaputte Wirbelsäule von einem Mops beschäftigt das Amtsgericht im bayerischen Ingolstadt. Die Besitzerin fordert von der Züchterin die Hälfte des Kaufpreises zurück.
Veröffentlicht:18.11.2013, 17:25
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Im Sitzungssaal ging es ruhig und diszipliniert zu, doch das Gebell einer ganzen Schar von Möpsen vor dem Ingolstädter Amtsgericht war unüberhörbar. Auf dem Richtertisch lag eine tierische Sache. Es geht um die kaputte Wirbelsäule von Emma, einer inzwischen zweijährigen Mops-Hündin, die an Arthrose leidet und nur mit Schmerzmitteln und Akupunktur ein einigermaßen erträgliches Leben führen kann.

Frauchen Aurelia Hofmann ist überzeugt, dass ihr grau melierter Liebling mit einem genetischen Schaden geboren wurde und fordert von der Züchterin deshalb 700 Euro zurück – den halben Kaufpreis. In den Sitzungssaal des bayerischen Gerichts durfte Emma am Montag freilich nicht mitkommen.

Röntgenaufnahme bringt schlimme Diagnose

„Ich habe mich Hals über Kopf in den Hund verliebt“, schilderte die 26-Jährige dem Zivilrichter die erste Begegnung mit Emma bei der Züchterin im Sommer 2011. Erst als ihr Mops groß gewesen sei, habe eine Röntgenaufnahme die schlimme Diagnose Arthrose ergeben. Trotz Medikamenten humple Emma bei kaltem oder nassem Wetter.

Mehrere Versuche, sich mit der Züchterin gütlich zu einigen, seien gescheitert, sagte die Krankenschwester aus Nürnberg. Auf deren Angebot, ihr in einigen Jahren einen anderen Mops aus ihrer Zucht zu geben, habe sie nicht eingehen wollen. „Emma ist für mich ein Familienmitglied“, gab das Frauchen mit ernster Stimme zu Protokoll.

Weitere mögliche Ursache: zu frühe Beanspruchung

Die Züchterin sagte dem Gericht, alle Vorschriften eingehalten zu haben. „Vater und Mutter von Emma waren erbtauglich“, versicherte sie. Vor der Übergabe seien alle sieben Welpen des Wurfes noch einmal vom Tierarzt untersucht und für gesund erklärt worden. Die Züchterin aus dem Raum Ingolstadt wollte vielmehr nicht ausschließen, dass Emma ihr Rückenleiden durch zu frühe Beanspruchung bekommen haben könnte – etwa durch häufiges Hüpfen aufs Sofa oder zu lange Spaziergänge mit Frauchen.

Mit Engelsgeduld versuchte Richter Olaf Grundmann anschließend, Besitzerin und Züchterin, die sich im Sitzungssaal duzten, zu einer Einigung zu bewegen. 500 Euro zurück lautete sein Kompromissvorschlag. Doch Aurelia Hofmann bestand auf einem Sachverständigengutachten, das klären soll, ob die Arthrose genetisch bedingt ist oder nicht.

Da half nicht einmal die Ermahnung des Richters: „Sie müssen aber auch an den Hund denken.“ Er meinte die bevorstehenden Untersuchungen von Emma für das Gutachten. Schließlich wisse er als Katzenbesitzer, „dass es alles andere als ein Spaß ist, zum Tierarzt zu gehen“. Doch Frauchen blieb dabei: „Wir wollen das Gutachten.“

Züchtern geht es um Geld, nicht um das Wohl der Tiere

Dazu werden dann wohl auch die zahlreichen Unterstützer der streitbaren Besitzerin von Emma wieder kommen, an vorderster Stelle die PR-Agentin Uschi Ackermann mit ihrem Mops. Für ihren Sir Henry hatte sie schon einmal 1200 Euro erstritten, ebenfalls wegen einer Krankheit des Vierbeiners. „Ich möchte Aurelia Hofmann unterstützen“, begründete Ackermann ihr Erscheinen.

Viele Mopszüchter beuteten die Muttertiere regelrecht aus, die ständig Junge bekommen müssten. Sie seien nur aufs Geld aus, das Wohl der Tiere sei ihnen gleichgültig. „Aber wir haben tolle Mopsfreunde, die uns unterstützen“, sagte Ackermann. Und beim Anblick der ganzen Schar von Möpsen vor dem Gerichtsgebäude gab sich Emmas Frauchen nach der Verhandlung kämpferisch: „Ich will Gerechtigkeit für Emma.“