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Identitäre Bewegung

Rasierklingen unter Stickern – Keiner will's gewesen sein

Siegen / Lesedauer: 2 min

Sie sind für ihre völkische Gesinnung bekannt und machen europaweit Stimmung gegen den Islam. Die „Identitäre Bewegung” soll mit gefährlichen Stickern geworben haben, streitet das aber ab.
Veröffentlicht:13.11.2017, 15:38

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Es ist ein schlimmer Verdacht. Aktivisten der sogenannten „Identitären Bewegung” sollen in Siegen unter Stickern mit rechten Sprüchen Rasierklingen befestigt haben. Damit sollten möglicherweise diejenigen, die diese entfernen wollten, verletzt werden. Das berichtet unter anderem die linke Tageszeitung „neues deutschland” und beruft sich auf ein entsprechendes Bild, das in der vergangenen Woche in den sozialen Netzwerken geteilt wurde.

Auf der Facebook-Seite von „Siegen Nazifrei” wird vor den Aufklebern mit Rasierklingen gewarnt. „Passt daher auf wenn ihr solche Aufkleber entfernen wollt. Hier werden ganz klar Verletzungen in kauf genommen und beabsichtigt.”

Polizei findet in Siegen lediglich Flyer-Fragmente

Was wie ein eindeutiges Beweisstück anmutet, kann wohl kaum als gesicherter Tatverdacht gelten. Auf Nordkurier-Nachfrage sagt ein Sprecher der Pressestelle der Polizei Siegen-Wittgenstein am Montag: „Bislang ist keine Strafanzeige gestellt worden.” Den Beamten sei auch nur das Bild, das via Twitter verbreitet wurde, bekannt.

Bei der Spurensuche in der Siegener Innenstadt seien keine Rasierklingen, sondern lediglich Flyer-Fragmente der „Identitären Bewegung” gefunden worden. Es gebe also keinen Nachweis, dass es tatsächlich Rasierklingen unter Aufklebern gegeben habe. Der polizeiliche Staatsschutz in Hagen habe allerdings die Ermittlungen aufgenommen.

Aktivisten streiten Rasierklingen-Aktion ab

Die „Identitäre Bewegung” meldete sich ebenfalls in einer Pressemitteilung zu Wort und wehrte sich gegen die Anschuldigungen: „Zu keinem Zeitpunkt haben Mitglieder der 'Identitären Bewegung' oder ihre Aktivisten derart präparierte Aufkleber verklebt, verteilt oder anderweitig verbreitet.” Die Aufkleber seien frei verkäuflich und würden in großen Mengen vertrieben. „Wir distanzieren uns von dieser Tat, die wir als eindeutige 'Falseflag'-Aktion linker Gruppierungen ansehen, um uns in Misskredit zu bringen.”

Zudem sei die vermeintliche Tat laut den Aktivisten an sich zu hinterfragen, da „ein Aufkleber, unter dem eine solche, relative große Rasierklinge steckt, wohl kaum mehr klebt, noch dazu an einem runden Laternenpfahl.” Es steht also Aussage gegen Aussage. Lediglich der Verdacht bleibt im Raum stehen.

Der nun diskutierte Fall in Siegen ist kein Einzelfall. So waren etwa in Würzburg im Jahr 2015 Sticker mit der Aufschrift „Gib Islam keine Chance” mit Rasierklingen bestückt. Ein 22-jähriger Student wollte die islamfeindlichen Sprüche entfernen und schnitt sich dabei die Hand auf.