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Tod am Valentinstag

Schüsse von Pistorius hallen nach

Pretoria / Lesedauer: 3 min

In der Nacht zum 14. Februar 2013 erschoss der südafrikanische Sportstar seine Freundin. Er habe sie mit einem Einbrecher verwechselt, behauptet er. Ab März untersucht ein Gericht den spektakulären Fall.
Veröffentlicht:13.02.2014, 16:08
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Den Valentinstag 2013 werden die Südafrikaner nie vergessen. Es war der Tag, an dem ein Idol der Nation, ein Vorbild für Millionen Menschen in aller Welt, plötzlich unter Mordverdacht stand. Oscar Pistorius, bewunderter Sportstar, der trotz schwerer Behinderung auf der Tartanbahn mit den Schnellsten der Welt konkurrierte, hatte seine Freundin Reeva Steenkamp in seiner eigenen Wohnung erschossen. An dieser Einschätzung zweifelt auch heute kaum jemand.

Für Oscar Pistorius, der 2012 als erster beidseitig amputierter Sportler auf Hightech-Karbon-Prothesen bei Olympischen Spielen startete, ist an jenem Valentinstag eine heile Welt zusammengebrochen. Ungläubig und fassungslos hatten die Südafrikaner am Valentinstag die sensationellen Berichte in Radio, Fernsehen und Internet über die dramatische Nacht verfolgt. Der Paralympics-Star präsentierte später – vor Gerich unter Tränen und aufgewühlt – eine fast unglaubliche Geschichte. „Ich hatte nie die Absicht, meine Freundin zu töten“, sagte er. Spät in der Nacht habe er in seinem Haus in einer Luxus-Siedlung Geräusche gehört und einen Einbrecher vermutet. Im Kopf die traurige Wirklichkeit Südafrikas mit seiner beängstigenden Gewaltkultur sei er in Panik geraten, argumentiert Pistorius, den das US-Magazin „Time“ damals zu den 100 einflussreichsten Menschen in der Welt zählte.

Blind durch die Toilettentür geschossen

Der damals 26-Jährige berichtet, er habe seine Pistole unter seinem Kopfkissen gegriffen und sich im Dunkeln ohne Prothesen zum Badezimmer bewegt. Dort habe er in der separaten Toilette Geräusche gehört, einen Eindringling vermutet und blind durch die Toilettentür geschossen. Das allerdings war für „die Liebe seines Lebens“, wie er Steenkamp nannte, das Todesurteil. Der Staatsanwalt glaubt nicht an eine Verkettung unglücklicher Umstände. Polizei und Anklagebehörde sind sich sicher, dass er geplant und wissentlich gehandelt habe, als er seine damals 29 Jahre alte Freundin tötete.

Nun sollen in dem Indizienprozess, der am 3. März beginnt, Dutzende von Zeugen und Experten sowie die Ergebnisse der forensischen Untersuchungen Licht in das Dunkel dieser dramatischen Nacht bringen. Auch der Charakter des Angeklagten wird in dem vermutlich Monate dauernden Sensationsprozess, zu dem sich Medien aus aller Welt angesagt haben, Thema sein: Der charmante, weltgewandte Pistorius sei ein Waffenfan und jähzornig gewesen, ihn habe es stets zum Luxus, zu den Schönen und Reichen gedrängt, berichteten Bekannte von Pistorius. Er sei sehr eifersüchtig gewesen, auch mit Steenkamp habe es viel Streit gegeben, berichteten deren Eltern.

Dem Spitzensportler droht lebenslange Haft

Pistorius lebt seit Ende Februar 2013 bei seinem Onkel in Pretoria. Der Richter sah keine Fluchtgefahr und entließ ihn auf Kaution mit harmlosen Auflagen. Nur selten ließ sich der „blade runner“ seitdem öffentlich blicken. Einem Ausflug in ein Vergnügungsviertel in Johannesburg folgten im April hämische Schlagzeilen der Boulevardblätter. Seither scheint Pistorius sein komfortables Domizil kaum verlassen zu haben.

Seine Anwälte verhandeln seit Monaten mit Steenkamps Eltern über eine finanzielle Entschädigung für den Tod ihres Kindes. Schließlich habe das erfolgreiche Model, die auch eine Ausbildung als Juristin hatte, ihre Eltern finanziell unterstützt. Eine außergerichtliche Einigung hätte aber keinen Einfluss auf das Verfahren wegen mutmaßlichen Mordes. Bei einer Verurteilung droht Pistorius lebenslange Haft.