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Sieben Verletzte

Verdächtige nach Giftanschlag an Uni Darmstadt gefasst

Darmstadt / Lesedauer: 3 min

Der Giftanschlag an der TU Darmstadt soll auf das Konto einer psychisch kranken Studentin gehen. Ermittler haben Hinweise auf das mögliche Motiv gefunden.
Veröffentlicht:31.03.2022, 14:47
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Der mutmaßliche Giftanschlag an der Technischen Universität (TU) Darmstadt soll von einer 32 Jahre alten Studentin aus Mainz verübt worden sein. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft und der Polizei vom Donnerstag wurde die Frau festgenommen und am Mittwoch in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Die Ermittler gehen davon aus, dass die 32-Jährige in einem Gebäude der TU im August vergangenen Jahres Getränke vergiftet hat. Sieben Menschen wurden dadurch verletzt, einer von ihnen schwebte zwischenzeitlich in Lebensgefahr.

Mehr als 1000 Zeugen befragt

Die Verdächtige ist den Angaben zufolge seit dem Wintersemester 2017 als Studentin der Materialwissenschaften eingeschrieben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr versuchten Mord im Zustand der Schuldunfähigkeit vor. Die Frau hat sich noch nicht dazu geäußert. Sie war den Ermittlern nach eigener Darstellung bereits früh verdächtig erschienen. Aber erst nachdem mehr als 1000 Zeugen befragt wurden, habe sich der Verdacht erhärtet. Als Motiv für den Anschlag vermutet die Staatsanwaltschaft, dass sich die Frau von Mitarbeitern der TU verfolgt fühlte.

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Die Polizei hatte in dem Fall eine eigene Mordkommission („Licht“) gegründet, der zeitweise bis zu 50 Beamte angehörten. Diese stellten unter anderem Spuren sicher, die belegen sollen, dass sich die Frau in der Nacht vor der Tat in dem betreffenden Gebäude L2/01 aufhielt. In Notizen der 32-Jährigen wurden laut Polizei zudem die Mitarbeiter der Universität erwähnt. „Vom ersten Tag an haben die Ermittler in akribischer Kleinstarbeit Beweise zusammengetragen, um die Tat aufzuklären“, sagte der Leiter der Mordkommission, Jens Peter Thiemel.

Gift in Milchtüten gefunden

Als am 23. August 2021 die ersten Menschen Vergiftungserscheinungen zeigten, war ein Großaufgebot von Einsatzkräften auf dem Campus Lichtwiese im Einsatz. Spezialisten entdeckten in Milchtüten und Wasserbehältern eine toxische Substanz. Um welchen Stoff es sich dabei handelte, teilten die Ermittler jedoch bis zuletzt nicht mit, da es sich um Täterwissen handle. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte allerdings der Nachrichtenagentur dpa, dass die Zusammensetzung des Gifts bekannt sei.

„Wir hoffen, dass sich die Verdächtige im Zuge der medizinischen Behandlung öffnet und wir sie mit unseren Erkenntnissen konfrontieren können“, sagte der Jurist. Die Frau in der Klinik schweige jedoch derzeit. Damit bleibt weiterhin ungeklärt, wie sie überhaupt an das Gift kam – und wie es ihr letztlich gelang, die gefährliche Substanz in die Getränkeverpackungen hineinzubekommen. Die mutmaßlich psychisch kranke Studentin war laut Staatsanwaltschaft bereits vor ihrer Einweisung in die Klinik „zwischenzeitlich aufgrund einer betreuungsrechtlichen Entscheidung untergebracht“.

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