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Ende der Kiffer-Idylle

Vielen Coffeeshops in Amsterdam droht das Aus

Amsterdam / Lesedauer: 2 min

Amsterdam ist bei Touristen bekannt für Gemälde und Grachten, Huren und Haschisch. Doch jetzt weht ein neuer scharfer Wind in den Niederlanden. Viele Coffeeshops stehen vor der Zwangsschließung. Manche Besitzer kommen deshalb auf kuriose Ideen.
Veröffentlicht:12.03.2014, 16:17
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Fröhliche Popmusik schallt aus dem Lautsprecher. An den Tischen plaudern junge Leute. Über allem schwebt der süßliche Duft von Haschisch. Das Café 420 im ältesten Teil von Amsterdam ist ein Coffeeshop. Die Gäste kommen nicht wegen des guten Kaffees, sondern um sich ganz legal mit Haschisch und Marihuana einzudecken. Oder ungestört einen Joint zu rauchen. Doch nach über 40 Jahren droht dieser Kifferidylle das Aus. Amsterdam will sein Image als Drogen-Paradies loswerden. Im Zentrum der Stadt werden die Hälfte der 78 Coffeeshops geschlossen, einige sind bereits dicht.

Seit Januar darf Michael Veling sein Café erst um 18  Uhr öffnen. „2016 ist ganz Schluss“, sagt der 58-Jährige und dreht sich eine Zigarette. „Und das nur wegen 20 Metern.“ Denn im Umkreis von 250 Metern einer Schule dürfen nach Vorgabe der Regierung in Den Haag keine Drogen mehr verkauft werden.

Amsterdamer Haschläden sind doppelt von der neuen Anti-Drogen-Linie betroffen. Sie leiden bereits unter dem „Project 1012“. Unter diesem Namen räumt die Stadt das weltberühmte Rotlichtviertel mit der Postleitzahl 1012 gründlich auf. Im Kampf gegen Geldwäsche und Frauenhandel werden nicht nur 192 Huren-Fenster geschlossen. Auch 26 Coffeeshops müssen dran glauben. Zusätzlich haben 13 Haschläden Pech, weil sie in der Bannmeile einer Schule liegen.

Statt Coffeeshop soll Schule umziehen

Seit den Restriktionen blüht der Straßenhandel, mahnt der Unternehmer Veling, der auch Vorsitzender des Verbandes der Cannabis-Einzelhändler ist. Er weist auf einige herumlungernde Gestalten in der engen Gasse, dem Oudebrugsteeg.

Um die Coffeeshops zu retten, kam der Unternehmer nun – typisch holländisch – mit einer pragmatischen, aber auch kuriosen Lösung: Warum nicht die Schule kaufen? Die Inhaber wollen nun mit einem Batzen Geld (ein Betrag wird vornehm verschwiegen) die Privatschule zu einem Umzug verführen. Das Institut steht dem Plan auch wohlwollend gegenüber. Jetzt ist nur die Frage, ob die Coffeeshops genug auf den Tisch legen können.