StartseitePanoramaVietnam streitet um die Waldmenschen

40 Jahre verschollen

Vietnam streitet um die Waldmenschen

Hanoi / Lesedauer: 2 min

Vater und Sohn, die nach 40 Jahren im Wald in Vietnam entdeckt wurden, wollen zurück in ihre alte Welt. Die Behörden möchten sie im Dorf ansiedeln, aber viele finden, ihr Wunsch soll respektiert werden.
Veröffentlicht:12.08.2013, 18:01
Artikel teilen:

In Vietnam ist ein Streit über die Zukunft von einem Vater und seinem Sohn entbrannt, die 40 Jahre abgeschieden in einem Wald gelebt haben sollen. Die Frage: Müssen die beiden – wie von den Behörden gewünscht – im Dorf Tra Kem angesiedelt werden oder dürfen sie in den Wald zurückkehren?

Die Entdeckung der beiden hat vergangene Woche weltweit Schlagzeilen gemacht. Im Dorf hat niemand Zweifel, dass Ho Van Thanh (82) und sein Sohn Lang die seit 1973 vermissten Mitbewohner sind. Thanh sei 1973 mit seinem damals keine zwei Jahre alten Sohn in den Wald geflüchtet, nachdem im Krieg sein Haus zerstört und seine Frau und zwei Kinder umgekommen waren. Vergangene Woche entdeckten Holzfäller die beiden. Sie lebten in einem Baumhaus, hantierten mit primitiven selbstgemachten Werkzeugen und waren nur mit einem Lendenschurz aus Baumrinde bekleidet. Ein Suchtrupp brachte die Männer ins Dorf.

Sohn versucht in Wald zu flüchten

Die beiden seien nicht glücklich, berichtete die Familie. „Meinem Onkel geht es gesundheitlich besser, aber er ist still und vermisst sein Baumhaus“, sagte ein Neffe des Älteren, Ho Minh Lam, bei dem die beiden jetzt leben. „Mein Cousin versucht immer wieder, abzuhauen. Er will nicht mit uns leben, er will zurück auf den Berg.“

Die Behörden wollen sie im Dorf ansiedeln. „Wir haben schon Geld gesammelt, um den beiden ein Haus zu bauen“, berichtet der Distriktvorsteher Truong Ngoc Dong. Es seien schon 92 Millionen Dong zusammengekommen – 3200 Euro. 600 Euro fehlten noch. Zudem stehe dem Älteren eine Pension zu, wegen seiner Verdienste als Soldat.

In Leserbriefen und Onlineforen sagen aber viele Vietnamesen, die beiden sollten selbst über ihre Zukunft bestimmen dürfen. „Warum zwingen wir sie zu einem Leben, das sie nicht mögen?“ fragt auf Facebook Nguyen Thu Nga. Ein Leser schrieb der Zeitung „An Ninh Thu Do“: „Wir können sie doch nicht einsperren. Wir sollten uns nicht in ihre Privatangelegenheiten einmischen.“