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Gesticktes Polizei-Logo

Zählt Frakturschrift im Panzer als Nazi-Symbolik?

Leipzig / Lesedauer: 3 min

Die Polizei in Sachsen hat zwei neue Panzer. Auf die Sitze wurde „Spezialeinsatzkommando Sachsen” gestickt. Jetzt gibt es aber Streit über die Schriftart.
Veröffentlicht:18.12.2017, 10:32

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Die Polizei in Sachsen hat zwei neue Panzer für ihr Spezialeinsatzkommando. Doch gleich nachdem bei Twitter erste Bilder aus dem Innenraum gezeigt worden waren, entbrannte eine Diskussion in dem Kurznachrichtendienst. Der Auslöser ist das eingestickte Logo „Spezialeinsatzkommando Sachsen”. Zwischen den beiden Worten wird ein Lorbeerkranz mit dem Wappen Sachsens mit einer Krone gezeigt. Da es sich um Frakturschrift handelt, gab es Twitter-Nutzer, die dieses Logo mit NS-Symbolik assoziierten.

„Hübsches Logo! Fast wie früher ... fehlen nur Adler und Kreuz. Frage mich, wer sich sowas ausdenkt heutzutage im Freistaat #Sachsen ? Und wer hat entschieden, dass so ein Logo da rein kommt?”, wurde kritisiert. Das Selbstverständnis zum einen und die Sensibilität für Geschichte der Polizei zum anderen sei hier fragwürdig, schrieb ein andere Twitternutzer.

(Foto: WARNING)

Für das Innenministerium in Sachsen ist diese Diskussion übertrieben. „Das Fahrzeug wurde mit dieser Bestickung der Sitze vom Hersteller so ausgeliefert. Auch wenn die vom Hersteller gewählte Schriftart nicht dem Markenhandbuch entspricht: Darin ein Indiz für rechte Attitüde zu sehen, weisen wir entschieden zurück” antworterte das Ministerium auf die Vorwürfe. Andererseits: Den Survivor gibt es offenbar auch ohne diese Stickereien, wie dieses Video zeigt.

Hersteller Rheinmetall wollte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht zu dem Fall äußern. Ein Sprecher verwies auf das sächsische Innenministerium als Auftraggeber und Besitzer der gepanzerten Fahrzeuge. Auf der Hersteller-Seite schreibt Rheinmetall unter anderem: "Der Survivor R kann kundenindividuell mit umfangreicher Sonderausstattung für den Polizeibedarf ausgestattet werden."

Letztlich brachte das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen etwas Licht in die Angelegenheit. Der Hersteller habe angeboten, das Logo auf die Sitze zu sticken, und das habe man angeboten. Schließlich zeige es ja nichts Schlimmes, so LKA-Sprecher Tom Bernhardt gegenüber der "Welt". Die Spezialeinheit heißt demnach Krone, die beiden Löwen an den Seiten des Wappens stehen für die Stadt Leipzig und deren Wappen. Dort ist die Einheit stationiert. Und die Frakturschrift sei auch kein Zeichen "rechter Attitüde", schließlich habe Hitler sie 1944 verboten, da sie ihm zu jüdisch sei, so LKA-Sprecher Bernhardt. Zudem gab es diese Schrift lange vor dem dritten Reich, zwischen dem 16. und Mitte des 20. Jahrhunderts war Fraktur im deutschsprachigen Raum weit verbreitet.

Das Logo auf den Sitzen wird dennoch Thema im sächsischen Landtag werden. Der Grünen-Abgeordnete Valentin Lippmann stellt eine Kleine Anfrage an die Landesregierung und will wissen, wie es zu dieser Stickerei kam.

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Wie stehen Sie zu dem Thema, liebe Leser? Ist ein Logo in Frakturschrift Nazi-Symbolik? Schreiben Sie uns einen Kommentar.

Übrigens sorgt der Panzer im Internet auch für einige Witze, insbesondere der "Undercovermodus" des Survivor R".

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