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NSU-Prozess

Zschäpe bestreitet Beteiligung an Morden

München / Lesedauer: 2 min

Mehr als zweieinhalb Jahre schwieg Beate Zschäpe beharrlich. Nun legt sie ihre Sicht auf die beispiellose Mordserie der Terrorgruppe NSU dar - und weist alle Schuld von sich. Zumindest juristisch.
Veröffentlicht:09.12.2015, 08:55
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Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe bestreitet eine Beteiligung an den Morden und Sprengstoffanschlägen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU). Sie will nicht mal Mitglied des NSU gewesen sein. Zschäpe brach am Mittwoch ihr mehr als zweieinhalbjähriges Schweigen im Münchner NSU-Prozess und ließ ihren Anwalt Mathias Grasel eine 53-seitige Aussage verlesen. Darin beteuerte sie, sie habe von den Morden ihrer Freunde Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt immer erst im Nachhinein erfahren und sei entsetzt gewesen. Sie habe Mundlos und Böhnhardt dennoch nicht verraten. "Die beiden waren meine Familie." Zschäpe bat die NSU-Opfer und deren Angehörigen um Entschuldigung.

Die 40-Jährige muss sich in dem Prozess als Mittäterin an allen Verbrechen verantworten, die dem NSU angelastet werden. Sie ist die einzige Überlebende des Trios. Der rechten Gruppe werden zwischen den Jahren 2000 und 2007 zehn Morde zur Last gelegt, an neun türkisch- und griechischstämmigen Männern und einer Polizistin. Hinzu kommen zwei Sprengstoffanschläge und mehrere Banküberfälle.

Zschäpe schilderte bei der Aussage ihre Zeit als Jugendliche in Jena, Probleme mit der Mutter, das Abdriften in die rechte Szene, die Liebesbeziehungen zu Böhnhardt und Mundlos und das gemeinsame Untertauchen 1998. Zschäpe stellte sich dabei als passiven Part dar. Sie wies den Vorwurf der Anklage zurück, ein gleichgeordnetes Mitglied des NSU gewesen zu sein. Sie sieht sich im juristischen Sinne also als unschuldig an und räumte lediglich ein: "Ich fühle mich moralisch schuldig, dass ich zehn Morde und zwei Bombenanschläge nicht verhindern konnte."

Seit Mai 2013 steht Zschäpe in München vor Gericht. Seit Prozessbeginn hatte sie bislang beharrlich geschwiegen. Neben ihr sind vier mutmaßliche Unterstützer angeklagt.