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In einer klassischen Männerdomäne

Die Frau von der Feuerwehr

Frankfurt (Main) / Lesedauer: 3 min

Retten, löschen, bergen – auch bei der Feuerwehr am größten deutschen Flughafen in Frankfurt ist das bislang fast reine Männersache. Zu den wenigen Ausnahmen zählt Angelina Franz. Den Respekt ihrer männlichen Kollegen hat sie sich hart erarbeitet.
Veröffentlicht:29.08.2013, 17:04
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Anfangs musste sich Feuerwehrfrau Angelina Franz manchen Spruch gefallen lassen. „Mit dir möchte ich keinen Einsatz fahren“, sagte ihr etwa ein groß gewachsener, breitschultriger Kollege. Er hatte Zweifel, ob er sich im Ernstfall auf sie verlassen könnte. Die junge Frau hatte keinen leichten Stand, als sie vor vier Jahren ihre Ausbildung bei der Frankfurter Flughafenfeuerwehr begann. „Heute hat der Kollege eine andere Meinung“, sagt die 28-Jährige. Bis die Feuerwehrmänner einsahen, dass eine Frau den Job genauso gut machen kann, musste Franz viel Überzeugungsarbeit leisten.

„Das erste Jahr war schwierig“, gesteht sie. „Ich musste mich durchsetzen.“ Das bedeutet: Jeden Tag aufs Neue unter Beweis stellen, dass sie die bis zu 30 Kilo schwere Ausrüstung alleine tragen und mit Axt und Kettensäge ebenso gut umgehen kann wie ihre männlichen Kollegen. Noch immer ist die Feuerwehr eine klassische Männerdomäne. Von den 324 Mitarbeitern der Werkfeuerwehr des Flughafenbetreibers Fraport fahren nach Unternehmensangaben 262 regelmäßig auf Einsätze. Nur fünf von ihnen sind Frauen, eine weitere wird gerade ausbildet. Bei den Berufsfeuerwehren sieht es ähnlich aus: Deutschlandweit waren dem Deutschen Feuerwehrverband zufolge im Jahr 2010 unter etwa 29 000 Berufsfeuerwehrleuten nur rund 400 Frauen.

Nun soll ihr Anteil steigen. In Zeiten des Fachkräftemangels könne es sich auch die Feuerwehr nicht leisten, 50 Prozent der potenziellen Bewerber auszuschließen, sagt Uwe Sauer, Vorsitzender der Arbeitsgruppe der Leiter der Berufsfeuerwehren in Hessen. Dennoch glaubt er, dass die Feuerwehr auch in Zukunft männerdominiert bleiben werde. Viele Berufsfeuerwehren setzten bei der Einstellung eine technische Ausbildung voraus, in der Frauen unterrepräsentiert seien. „Das ist eine Doppelhürde“, sagt Sauer. Als Ziel gibt er eine Quote von vier bis fünf Prozent Frauen im Einsatzdienst aus.

Mit etwas über zwei Prozent ist die Feuerwehr am Frankfurter Flughafen davon weit entfernt. Es fehle schlicht an Bewerbungen, sagt Annette Rückert, Leiterin des Bereichs vorbeugender Brandschutz. Feuerwehrfrau Franz rät, wer mehr Bewerberinnen wolle, müsse Mädchen gezielt schon in der Schule ansprechen. Viele wüssten nicht, dass ihnen dieser Beruf offen stehe. „Wer nicht in der Freiwilligen Feuerwehr war, sucht gar nicht erst nach Ausbildungsplätzen in diesem Bereich“, berichtet sie.

Auch sie kam über Umwege zur Feuerwehr. Zunächst machte sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau, bis sie 2009 beschloss, sich bei der Flughafenfeuerwehr zu bewerben. Nicht nur am Arbeitsplatz, auch außerhalb ernten Feuerwehrfrauen noch erstaunte Blicke, erzählt sie: „Manche schauen einen verwundert an.“