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Bevor der Biorhythmus außer Kontrolle gerät

Was Beschäftigten bei Nachtarbeit hilft

Mühldorf / Lesedauer: 3 min

Ärzte, Polizisten, Fließbandarbeiter: Viele arbeiten, wenn andere schlafen. Wer Nachtschicht macht, hat über kurz oder lang mit Problemen zu kämpfen. Doch schon mit ein paar Kniffen können Mitarbeiter die Folgen abschwächen.
Veröffentlicht:01.07.2014, 14:50
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Eine Woche Nachtschicht – das bedeutete für den Chirurgen Christian Umschlag in seiner Zeit als Assistenzarzt manchmal: Samstags um 16.30 zum Dienst, Schluss am Morgen darauf um 9 Uhr. Am Sonntag dasselbe, die nächste Schicht am Dienstag, dann wieder am Donnerstag. Nach einer solchen Woche brauchte er vor allem eines: Schlaf.

Inzwischen ist der 38-jährige Oberarzt an der Klinik in Mühldorf am Inn. Heute schiebt er diese Nachtschichten zwar nicht mehr. Aber er hat neben seinen Diensten Bereitschaften, die 24 Stunden dauern. „Das ist nicht minder anstrengend, weil man immer damit rechnet, dass das Telefon klingelt.“

Wie Umschlag geht es vielen anderen Arbeitnehmern. Nicht nur Ärzte und Klinikpersonal arbeiten regelmäßig in Nachtschichten. Auch Polizisten, Bahnmitarbeiter und Angestellte im produzierenden Gewerbe sind im Einsatz, wenn es draußen dunkel ist. „Auch Mitarbeiter in Callcentern arbeiten zunehmend rund um die Uhr“, sagt Psychologin Hiltraut Paridon von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.

Regelmäßiger Sport schafft einen Ausgleich

Laut Zahlen des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) arbeitete 2012 jeder elfte Arbeitnehmer (9,2 Prozent) in Deutschland nachts. Männer machen das deutlich häufiger als Frauen. So arbeitet von den Männern jeder Neunte (elf Prozent) nachts – bei den Frauen sind es sechs Prozent.

Egal, ob Angestellte am Fließband stehen, Streife fahren oder einen Blinddarm operieren: „Schichtarbeit ist nie wirklich gesund“, sagt Paridon. „Unser Körper ist nicht dafür gemacht, nachts zu arbeiten.“ Viele litten unter Schlafstörungen. Auch gibt es eine Reihe von Krankheiten, die mit Schichtarbeit assoziiert werden. Beschäftigte sollten darauf achten, dass sie sich etwas Gesundes von zu Hause für die Arbeit mitnehmen. Auch sollten sie sich um ein regelmäßiges Sportprogramm in der Freizeit bemühen.

Häufig leidet nicht nur der Körper. Auch die Seele wird in Mitleidenschaft gezogen. „Die sozialen Kontakte werden durch die Schichtarbeit beeinflusst“, sagt Friedhelm Nachreiner, Psychologie-Professor aus Oldenburg. Im schlimmsten Fall können die ungewöhnlichen Arbeitszeiten zur sozialen Isolation führen. Schichtarbeiter sollten sich deshalb bemühen, nach einem festen Rhythmus zu leben. Dazu gehört, sich regelmäßig mit Freunden und Familie zu verabreden.

Zur Ruhe kommen mithilfe von Ritualen

Während der Körper zwischen 2 und 4 Uhr morgens seinen Leistungstiefpunkt hat, kann er zum Morgen wieder aufdrehen. Dennoch sollten Nachtarbeiter darauf schauen, dass sie ausreichend Schlaf nach ihrer Schicht bekommen. Rituale können dabei helfen, zur Ruhe zu kommen. „Ob das ein Tee ist, eine Weile die Zeitung zu lesen oder unter die Dusche zu gehen, muss jeder für sich selbst herausfinden“, sagt Paridon.

Der Mediziner Christian Umschlag kann mit seinen Schichten ganz gut leben. „Sie gehören schließlich zu meinem Beruf“, sagt er.