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Aufbau der Garnisonkirche soll im Herbst starten

Potsdam / Lesedauer: 3 min

Der Wiederaufbau der Garnisonkirche ist seit Jahrzehnten in Potsdam umstritten. Die Gegner sehen in dem barocken Bau ein Symbol des preußischen Militarismus. Doch die Bundesregierung fördert den Bau des Turms als Projekt von nationaler Bedeutung.
Veröffentlicht:03.03.2017, 18:38
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Der Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche kann beginnen: Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) habe die volle Fördersumme in Höhe von 12 Millionen Euro nun auch schon für den ersten Bauabschnitt freigegeben, sagte der Sprecher der Stiftung Garnisonkirche, Wieland Eschenburg, am Freitag. Um den Turm nach der Vorschrift der Genehmigung im Jahr 2020 fertigzustellen zu können, muss im Herbst 2017 damit begonnen werden.

Der Turm soll mit Mitteln in Höhe von 26,1 Millionen Euro zunächst ohne Turmhelm, Glockenspiel und barocke Verzierungen gebaut werden. „Dies ist der erste Bauabschnitt”, sagte Eschenburg. „Wir gehen davon aus, dass wir die weiteren 9 Millionen Euro für den vollständigen Turm durch Spenden einsammeln können, wenn sich erstmal die Kräne drehen.”

„Dieser zwischenzeitliche Bauabschnitt ist unabdingbare Voraussetzung damit die Fertigstellung des gesamten Turmes mit allen Schmuckteilen dann Wirklichkeit werden kann”, sagte auch der Verwaltungsvorstand der Stiftung, Peter Leinemann. Die Vorsitzende der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Irmgard Schwaetzer, dankte Grütters für den „politischen Rückenwind.” Ihr Dank gelte auch den zahlreichen privaten Spendern, die diesen Erfolg ermöglicht hätten.

Die Stiftung muss nun die Finanzierungsunterlagen einreichen und Förderanträge stellen, die dann beim Bund geprüft werden. Aus Sicht der Gegner des Projekts in der Bürgerinitiative „Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche” könnte dies noch zu einem Stolperstein werden. „Die Frage ist, ob die Förderung der reduzierten Variante dem Haushaltsrecht des Bundes entspricht”, sagte Initiativensprecher Simon Wohlfahrt. Dafür habe die Stiftung keinen schlüssigen Wirtschaftsplan, da die Einnahmen von Besuchern so sicher nicht ausreichten. „Wer steigt schon als Tourist auf solch eine Dauerbaustelle?”, fragte Wohlfahrt.

Initiativen befürchten Verschwendung von Steuergeldern

Gegen den Wiederaufbau gibt es seit Jahren Widerstand von mehreren Organisationen. Die Bürgerinitiative und die evangelische Initiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche” eint das Argument, dass das Gotteshaus in preußischen Zeiten als Militärkirche diente, in der Krieg gepredigt und Soldaten auf Gehorsam bis in den Tod eingestimmt worden seien. Zudem befürchtet die Initiative die Verschwendung von Steuer- und Kirchengeldern. Denn auch die evangelische Kirche unterstützt den Wiederaufbau mit einem Millionen-Darlehen.

Auch die NS-Vergangenheit spielt eine wesentliche Rolle in der Diskussion: Die Garnisonkirche war im März 1933 die Kulisse für den „Tag von Potsdam”, als mit dem Handschlag zwischen Reichskanzler Adolf Hitler und Reichspräsident Paul von Hindenburg „das verheerende Bündnis zwischen konservativem Bürgertum, preußischem Militär und Nazi-Führung mit kirchlichem Zeremoniell besiegelt wurde”, wie es in einer Erklärung der Christen-Initiative heißt.

Die Garnisonkirche, die als Hauptwerk des preußischen Barock gilt, war 1968 auf Geheiß der DDR-Regierung gesprengt worden, obwohl sie trotz Kriegsschäden nicht einsturzgefährdet war. Konkrete Aufbaupläne gibt es derzeit nur noch für den Turm.