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„Heimattreue Deutsche Jugend”

Brandenburger AfD-Chef besuchte rechtsextreme Organisation

Potsdam / Lesedauer: 2 min

Der Brandenburger AfD-Chef Andreas Kalbitz war 2007 Gast bei der rechtsextremen Vereinigung „HDJ”. Ein Problem sieht er darin nicht.
Veröffentlicht:07.03.2018, 09:59

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Andreas Kalbitz, der Landesvorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD) in Brandenburg, hat nach einem Bericht des ARD-Politikmagazins Kontraste mit der rechtsextremen „Heimattreuen Deutschen Jugend” in Verbindung gestanden. Kalbitz nahm 2007 in Eschede an einem mehrtägigen „Pfingstlager” der inzwischen verbotenen Organisation teil, berichtete das RRB-Magazin am Dienstag. Auch ein „germanischer” Mehrkampf stand auf dem Programm. Im Nachgang sagte Kalbitz dem Sender: „Ich war als Gast dort, mutmaßlich, um mir das mal anzuschauen. Ich sehe da kein Problem.” Anhänger sei er nie gewesen.

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Kalbitz erklärte, dass es sich um einen Informationsbesuch gehandelt habe. Ihm sei damals nicht klar gewesen, dass der Verein vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft war. Er habe die Veranstaltung eher als uninteressant empfunden und sei deshalb auch nicht dort aktiv geworden. Zugleich bekräftigte er, dass der Besuch nichts an seinem Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung ändere.

Die Parteispitze sieht in dem Bericht nach Angaben von Sprecher Christian Lüth keinen Anlass, sich selbst mit dem Thema zu befassen. Dass Kalbitz damals dort gewesen sei, „war bekannt”, so der Sprecher. Die Gruppe stehe nicht auf der Liste von Organisationen, bei denen eine frühere Mitgliedschaft die Aufnahme in die AfD verhindere. Diese „Unvereinbarkeitsliste” orientiere sich an den jeweils aktuellen Verfassungsschutzberichten.

HDJ seit 2009 verboten

Bereits 2007 galt die „Heimattreue Deutsche Jugend” als eine der gefährlichsten rechtsextremen Organisationen. Sie wollte mit soldatischem Drill neonazistische Ideen unter Kindern und Jungendlichen verbreiten. Der „paramilitärisch auftretenden Elite” wurde Antisemitismus, Hitler-Verehrung und Rassenkundeunterricht vorgeworfen.

Die 1990 gegründete HDJ wurde 2009 vom Bundesinnenministerium wegen ihrer „dem Nationalsozialismus wesensverwandten Ideologie” und einer „aktiv-kämpferischen, aggressiven Grundhaltung” verboten. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bestätigte 2010 das Verbot, weil die Ziele der Vereinigung sich eindeutig gegen die verfassungsmäßige Ordnung der Bundesrepublik richteten.

Kalbitz von Neonazis als vertrauenswürdig eingestuft

Aus Sicht der Grünen-Landtagsabgeordneten Ursula Nonnemacher zeigt Kalbitz Teilnahme am Pfingstcamp die ideologische Ausrichtung mancher AfD-Funktionäre. "Dass Kalbitz in seiner Beteiligung an einem Pfingstlager einer neonazistischen Kaderschmiede kein Problem sieht, ist genau das Problem", erklärt Nonnemacher. "Der Besuch von Andreas Kalbitz bei der hochgradig konspirativ arbeitenden HDJ deutet darauf hin, dass Brandenburgs heutiger AfD-Führer damals von den Neonazis als durch und durch vertrauenswürdiger Kamerad eingestuft worden ist." Schließlich sei der 45-Jährige auch noch als AfD-Politiker Vorsitzender eines Vereins gewesen, der von einem früheren SS-Mann mitgegründet worden sei.