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Grenzgebiet zu Polen

Bundespolizei stoppt Schleuser-Lastwagen mit 51 Menschen

Frankfurt (Oder) / Lesedauer: 3 min

Mitten in der Nacht kontrollierten Bundespolizisten auf der Autobahn einen Lastwagen, der Richtung Berlin fuhr. Den Beamten bot sich ein „erschütterndes Bild“.
Veröffentlicht:16.09.2017, 17:18
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Die Bundespolizei hat auf der Autobahn 12 in Ostbrandenburg nahe der polnischen Grenze einen Lastwagen mit 51 eingeschleusten Menschen auf der Ladefläche gestoppt. Darunter waren auch 17 Kinder, wie die Bundespolizeidirektion Berlin am Samstag mitteilte. Es handelt sich nach ersten Erkenntnissen um mehrere Familien, die nach eigener Auskunft irakische Staatsangehörige sind. Dokumente oder Pässe hatten sie aber nicht bei sich, wie es hieß.

Ein Bundespolizei-Sprecher sagte, bei der Kontrolle habe sich ein „erschütterndes Bild“ ergeben. Die 20 Männer, 14 Frauen sowie zehn Jungen und sieben Mädchen saßen und standen demnach auf der Ladefläche.

Die Beamten stoppten den 46 Jahre alten Fahrer in der Nacht zu Samstag gegen 02.05 Uhr an der Anschlussstelle Müllrose Richtung Berlin. Wegen des Verdachts der Einschleusung von Ausländern nahmen sie ihn vorläufig fest. Der Fahrer stamme aus der Türkei, auch der Lastwagen sei dort zugelassen, hieß es weiter. Der Mann wurde vernommen. Der Sprecher sagte, dass er sich zu dem Vorfall aber zunächst nicht geäußert habe. Es sei weiter geplant, den Mann einem Haftrichter vorzuführen.

Wie lange der Lastwagen unterwegs war, blieb zunächst unklar

Die Menschen nahm die Bundespolizei in Gewahrsam. In einem Zelt auf einer Liegenschaft der Bundespolizei in Frankfurt (Oder) wurden sie betreut. Hinweise auf Verletzungen gab es keine. Aber bei einer Person habe es Anzeichen für einen Flüssigkeitsmangel gegeben, hieß es.

Wie lange der Lastwagen schon unterwegs war, war zunächst unklar. Wegen der Nähe zu Polen sei es naheliegend, dass er von dort nach Deutschland kam, sagte der Sprecher.

Gegen die Erwachsenen ermittelt die Bundespolizei wegen des Verdachts der unerlaubten Einreise. Nach bisherigen Erkenntnissen sei mindestens einer der Geschleusten Anfang September in Rumänien als Flüchtling registriert worden. Nach der Befragung sollen die Menschen in die zentrale Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Brandenburg in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) gebracht werden.

Polizei prüft Verbindungen zu ähnlichen Fällen

Bei der Betreuung holte sich die Bundespolizei Unterstützung bei der Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk und weiteren Polizisten aus Brandenburg. Die Menschen wurden in dem Zelt medizinisch untersucht und mit Essen und Trinken versorgt. Auf dem Gelände waren mehrere Krankenwagen und viele Helfer in Schutzkleidung zu sehen. Einige der Eingeschleusten hielten sich vor dem Zelt auf. Auch der Lastwagen stand auf der Liegenschaft. Ermittler untersuchten ihn.

Die Bundespolizei prüft bei ihren Ermittlungen, ob es Verbindungen oder Parallelen zu ähnlichen Fällen an der deutsch-polnischen Grenze gibt, wie der Sprecher betonte. Zuletzt hatte die Bundespolizei im sächsischen Bad Muskau 40 offensichtlich eingeschleuste Iraker in Gewahrsam genommen. Einige von ihnen erklärten laut Polizei, dass sie mit einem Lastwagen von der Türkei nach Polen gebracht worden seien. Die Schleuser hätten sich abgesetzt und sie seien dann zu Fuß nach Deutschland gegangen.