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Senioren als Autofahrer

Demographische Entwicklung auch hinterm Steuer sichtbar

Berlin. / Lesedauer: 2 min

Auch im Alter mobil sein, am besten im eigenen Auto – das wollen in Berlin und Brandenburg immer mehr Menschen. Die Zahl der Autobesitzer unter den Senioren steigt - aber auch ihr Anteil unter den Unfallverursachern.
Veröffentlicht:17.09.2013, 19:03
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In Berlin und Brandenburg gibt es immer mehr alte Menschen mit einem eigenen Auto. Seit 2010 stieg die Zahl der über 75-Jährigen mit Pkw in Berlin um
35 Prozent und in Brandenburg um 38 Prozent. Das sagte der Verkehrsvorstand des ADAC Berlin-Brandenburg, Volker Krane. Mit dem Prüfkonzern Dekra sprach sich der Autofahrerclub für freiwillige Tests zur Fahrtüchtigkeit aus. Gesetzlich vorgeschriebene Gesundheitsschecks lehnen sie aber ab, da sie aus ihrer Sicht die Verkehrssicherheit nicht verbessern. Auch das Bundesverkehrsministerium und die Gewerkschaft der Polizei lehnen solche gesetzlichen Vorgaben bislang ab.

In Berlin ist der Anteil der Senioren unter den Unfallverursachern in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Waren 2005 unter 100 Verursachern noch etwa sechs Senioren, wurde im vergangenen Jahr etwa jeder zehnte Unfall von einem älteren Menschen ausgelöst, wie aus den Statistiken der Polizei hervorgeht. Die Zahl der Unfälle stieg von rund 120 000 auf rund 131 000. Auch in Brandenburg stieg der Anteil von Senioren unter den Unfallverursachern – von rund 8 Prozent im Jahr 2005 auf 12 Prozent im vergangenen Jahr. Dort sank die Zahl der Unfälle insgesamt von rund 85 000 auf rund 81 000. Das zeigen Zahlen des Potsdamer Innenministeriums und des gemeinsamen Statistikamtes Berlin-Brandenburg.

Aus Sicht des ADAC gibt es jedoch keinen Grund, Senioren als potenzielles Unfallrisiko darzustellen: „Statt die älteren Verkehrsteilnehmer als eine Risikogruppe zu stigmatisieren, empfehlen wir, eher auf Eigenverantwortung, Selbstreflexion und Schulungen zu setzen“, sagte Krane. Auch das Bundesverkehrsministerium warnt vor einer Diskriminierung. Entscheidend für die Fahrtüchtigkeit sei nicht das Alter, sondern der Gesundheitszustand, betonte Sprecher Ingo Strater. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sehe Senioren nicht als Hauptrisikogruppe, sondern eher junge Autofahrer sagte GdP-Justiziar Sascha Braun der Nachrichtenagentur dpa.

In vielen europäischen Ländern gebe es Tests für ältere Autofahrer, sagt der Stuttgarter Altersmediziner Andrej Zeyfang. Aus seiner Sicht können Gesundheitstests durchaus Risiken minimieren. Ein einfaches Verfahren reiche aber nicht. Zeyfang plädiert für eine Kombination von regelmäßigen Untersuchungen durch einen Arzt und Testgeräten, die den Autofahrern ihre aktuelle Tagesform anzeigen – etwa anhand von Blutdruck und Blutzuckerwerten. „Einen älteren Menschen nur alle paar Jahre zu testen, reicht nicht. Der gesundheitliche Zustand kann sich im hohen Alter sehr schnell verschlechtern“, sagte Zeyfang.