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Bauernpräsident warnt

"Die schlimmste Zeit kommt erst noch"

Potsdam / Lesedauer: 3 min

Brandenburgs Bauern waren 2018 von der Dürre gebeutelt. Doch weil die Trockenheit bis in den Oktober hinein anhielt, werden die Probleme im kommenden Jahr wohl weitergehen. Benjamin Lassiwe sprach mit dem Präsidenten des Landesbauernverbands, Henrik Wendorff.
Veröffentlicht:25.10.2018, 12:36

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Herr Wendorff, in Brandenburg hat es in dieser Woche zum ersten Mal seit langem richtig geregnet. Nutzt das den Bauern noch

Den Bauern nutzt das auf jeden Fall. Wir haben den Regen ja viele Monate lang herbeigesehnt. Viele Saaten brauchen Feuchtigkeit, um zu keimen. Deswegen war der Regen der letzten Tage Gold wert.

Wie steht es denn um die Herbstaussat?

Nicht sonderlich gut: Beim Raps müssen wir damit rechnen, dass wir 2019 bis zu 50 Prozent weniger ernten werden als in einem normalen Jahr. Viele Betriebe haben wegen der trockenen Böden von vornherein auf eine Aussaat verzichtet. Und dort, wo Raps gesäät wurde, keimt er nur sehr spärlich.

Wie ist es beim Getreide?

Dort ist es etwas besser, etwas differenzierter. Aber auch für das Getreide braucht es Regen, um den Boden vorzubereiten. Die Saaten dürfen nicht zu tief nach unten rutschen. Bei trockenen Böden richtig zu säen, ist die ganz hohe Kunst der Landwirte. Im Moment sieht die Prognose auch beim Getreide nicht sehr gut aus – aber wenn ein feuchtes, mildes Wetter ohne Fröste noch bis Weihnachten anhält, dann könnte das zumindest im kommenden Jahr noch etwas werden.

Rechnen Sie im kommenden Jahr mit einer erneuten Mißernte?

Das kann man jetzt noch nicht sagen. Beim Raps jedenfalls sind deutlich weniger Flächen bestellt worden. Da fällt etwas weg – auch finanziell, denn der Raps war immer eine Feldfrucht, die gutes Geld in die Kasse der Höfe brachte. Die zur Verfügung stehenden Alternativen schaffen das nicht.

Wie können Bauern vorbeugen?

Wir beugen schon relativ gut vor. Denn wir wissen ja spätestens seit dem Jahr 2003, was es heißt, wenn es in Brandenburg eine Dürre gibt: Alle Kulturen bringen dann nicht den nötigen Ertrag. Wichtig ist, dass wir im kommenden Jahr auskömmliche Preise haben, denn Alternativen – etwa den Anbau anderer Pflanzen, zum Beispiel Soja – gibt es in dem Maß für uns in Brandenburg nicht.

Wie steht es um die Liquidität der Betriebe? Im Sommer gab es ja Warnungen vor Insolvenzen?

Die schlimmste Zeit kommt erst noch: Im Herbst muss die Pacht bezahlt werden, es fallen Kreditrückzahlungen an. Das kostet Geld und Liquidität, die dann im Frühjahr fehlt. Deswegen wäre es gerade in diesem Jahr besonders wichtig, dass nicht nur die Dürrehilfen kommen: Wir brauchen 2018 auch eine pünktliche Auszahlung der EU-Direktzahlungen. Und auch die Gelder aus der Kulturlandschaftsprämie (KULAP) sollten 2019 nicht erst im Sommer, sondern spätestens im März an die Betriebe ausgezahlt werden.