StartseiteRegionalBrandenburgDreifachmord-Prozess: Zeugen berichten von den Tatorten

Polizisten und Großmutter getötet

Dreifachmord-Prozess: Zeugen berichten von den Tatorten

Frankfurt (Oder) / Lesedauer: 3 min

Laut Anklage erstach der Beschuldigte seine Großmutter und überfuhr zwei Polizisten. Im Mordprozess sagten erste Zeugen aus, schreckliche Details wurden genannt.
Veröffentlicht:18.10.2017, 19:03
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Einen Tag nach dem Prozessauftakt wegen dreifachen Mordes in Ostbrandenburg haben Rettungskräfte und Polizisten vor Gericht die Tatorte beschrieben. Ein 25-Jähriger ist angeklagt, Ende Februar zuerst seine Großmutter in ihrem Wohnhaus erstochen und danach auf der Flucht zwei Polizisten an einer Kontrollstelle überfahren und getötet zu haben.

„Eine Blutlache war am Kopf gewesen“, sagte ein Sanitäter am Mittwoch vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) über die getötete 79-Jährige. Ihre Leiche lag demnach im Bad ihres Wohnhauses in Müllrose (Oder-Spree) auf dem Rücken und wies „massive Gesichtsverletzungen“ auf. In der Nähe des Kopfes habe er ein Küchenmesser entdeckt.

Angeklagter erkundigte sich nach Zustand der Polizisten

Der Rettungsassistent und ein weiterer Kollege waren kurz danach zu der Bundesstraße mit den beiden überfahrenen Polizisten gerufen worden. Die Leichenteile waren nach ihren Angaben schon bedeckt gewesen, als sie eintrafen.

Sie fuhren dann noch zu dem verletzten und festgenommenen Angeklagten, dessen Fluchtwagen sich überschlagen hatte. Der junge Mann sei zur Behandlung weggefahren worden. Beide Rettungsassistenten gaben an, dass der mutmaßliche Mörder auf der Fahrt gefragt habe, wie es den Polizisten gehe.

Schon öfter zu Vorfällen gekommen

Die beiden Polizeibeamten waren Teil einer Großfahndung nach dem Mann gewesen und wollten ihn im Bereich Oegeln mit einem Nagelbrett stoppen. Laut Staatsanwaltschaft war er auf seiner Flucht mit bis zu 160 Stundenkilometern unterwegs. Er habe sich entschlossen, „auf die Polizeibeamten gezielt zuzufahren.“ Zum Prozessauftakt hatte der Angeklagte betont, dass er auf seiner Flucht permanent gehupt habe.

Seine Großmutter soll der heute 25-Jährige nach einem Streit getötet haben. Anstoß soll eine Badewanne gewesen sein, die mit Gegenständen vollgestellt war. Die Frau hatte an dem Tag ihren 79. Geburtstag. Ein Polizeihauptmeister, der auch zu dem Einsatz in dem Wohnhaus gerufen wurde, berichtete im Zeugenstand, dass es dort schon früher zu Vorfällen gekommen sei. Im Nachbarhaus lebte die Tochter der Großmutter, die zugleich die Mutter des Angeklagten ist. Er wohnte auch auf den Grundstücken.

Anwalt wirft Justiz und Verwaltung Versagen vor

Zweimal fuhr er in früheren Jahren wegen verbaler Auseinandersetzungen im Einsatz dorthin, wie der Polizist ausführte. Als er ankam, sei der junge Mann aber immer schon weg gewesen. Streit soll es zwischen Mutter und Sohn gegeben haben.

Aus Sicht des Anwalts der Mutter des mutmaßlichen Dreifach-Mörders haben die Justiz und die öffentliche Verwaltung im Vorfeld der schrecklichen Tat von Müllrose versagt. Die Tat hätte verhindert werden können, sagte Anwalt Peter-Michael Diestel zum Prozessauftakt am Dienstag. Seit Jahren habe die Mutter die Behörden in zahlreichen Schreiben auf die Probleme ihres mehrfach vorbestraften Sohnes hingewiesen. „Der junge Mann war eine tickende Zeitbombe“, sagte Diestel. Dies hätten die Behörden wissen müssen.

Für den Prozess sind noch bis Januar Verhandlungstermine angesetzt, der nächste am kommenden Freitag (10.00 Uhr). Zum Prozessauftakt hatte sich der Angeklagte nicht konkret zu den Tatvorwürfen geäußert, aber sein Bedauern ausgedrückt. Laut Staatsanwaltschaft hatte er in früheren Vernehmungen die Taten gestanden. Die Tat hatte für Fassungslosigkeit gesorgt.