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Erst Tesla, jetzt Microvast: Brandenburg ist heiß begehrt

Ludwigsfelde / Lesedauer: 4 min

Eine weitere Großinvestition kommt nach Brandenburg: In Ludwigsfelde will eine US-Firma eine Fabrik für Batterien für Elektroautos bauen, was perfekt zur Gigafabrik von Tesla passen würde.
Veröffentlicht:19.11.2019, 18:05
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Brandenburg boomt: Eine Woche nach der Bekanntgabe des E-Autoherstellers Tesla, der in Grünheide bei Berlin eine sogenannte Gigafabrik bauen will, ist am Dienstag eine weitere Großinvestition in Brandenburg angekündigt worden: Der US-Batteriesystemhersteller Microvast kommt nach Ludwigsfelde (Kreis Teltow-Fläming).

In dem Ort südlich von Berlin sollen Batteriesysteme für Transporter und Lkw, für Sportwagen oder Geländewagen gefertigt werden, sagte der Geschäftsführer der Microvast GmbH, Sascha Kelterborn. Zudem werde die Europa-Zentrale von Frankfurt/Main nach Ludwigsfelde verlegt.

Microvast will dreistelligen Millionenbetrag investieren

In der ersten Ausbauphase werden nach Microvast-Angaben 43 Millionen Euro investiert. Am Ende werde es ein dreistelliger Millionenbetrag sein, sagte Kelterborn. Im Januar 2021 sollen die ersten Produkte vom Band laufen. Das Unternehmen liefert schnellladefähige Batterien, die in 10 bis 15 Minuten aufgeladen sind.

Kelterborn kündigte an, dass zunächst 100 Mitarbeiter in dem Werk beschäftigt werden. Am Ende sollen es 200 bis 250 Menschen sein, die in der Neuansiedlung auf dem Gewerbegelände „Eichspitze“ Arbeit finden.

Eine Anlage wird nach Microvast-Angaben pro Jahr etwa 300.000 bis 500.000 Module für 10.000 bis 15.000 Fahrzeuge fertigen. In der Endstufe sollen pro Jahr Batteriesysteme für etwa 50.000 bis 75 .000 Fahrzeuge ausgeliefert werden.

Lebensdauer und Sicherheit

„Wichtig sind uns lange Lebensdauer und hohe Sicherheit“, sagte Kelterborn. Bis heute sei kein einziger Feuerunfall in einem mit einer Microvast-Batterie bestücktem Fahrzeug bekannt. China und die USA hätten zwar einen Vorsprung in der Batteriefertigung, sagte er. Der sei nicht so schnell aufzuholen. Die Zukunft liege in der Branche jedoch darin, mit anderen Unternehmen strategische Partnerschaften bei diesen Produkten einzugehen.

„Wir sind stolz, Microvast hier zu haben“, freute sich Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD). Brandenburg wolle Musterland für die Energiewende sein. Noch fehle es allerdings an ausreichender Ladeinfrastuktur für Elektroautos. „Das muss voran getrieben werden“, betonte der Minister.

Opposition warnt vor Tesla-Euphorie

Derweil mischen sich in die Begeisterung über die geplante Ansiedlung des US-Autoherstellers Tesla auch kritische Stimmen. Die beiden Oppositionsfraktionen Freie Wähler/BVB und Die Linke im Landtag warnten vor zu viel Euphorie. Das Unternehmen Tesla habe schon an anderen Standorten Zusagen gemacht und diese dann nicht eingehalten.

„Es muss sichergestellt sein, dass das Vorhaben insgesamt erfolgreich ist, und die Bürger und Kommunen vor Ort mitgenommen werden“, sagte der Landtagsabgeordnete von BVB/Freie Wähler, Philip Zeschmann. Vor Ort seien Ämter, Städte und Gemeinden mit der Ansiedlung überfordert. Nötig seien eine bessere Infrastruktur – etwa Umgehungsstraßen für verkehrlich besonders stark belastete Ortsteile – sowie Personal und Geld für Kommunalverwaltungen.

Robert Soyka, Sprecher der Freien Wähler, verwies darauf, dass an anderen Tesla-Standorten vorher gemachte Versprechungen nicht erfüllt worden seien. So habe man in der ersten Gigafactory in Reno 2014 insgesamt 6000 Arbeitsplätze angekündigt. Mit Stand vom Dezember 2016 seien dort jedoch nur 850 Stellen geschaffen worden. Auch in Buffalo seien statt der einst angekündigten 2900 nur etwas über 500 Arbeitsplätze geschaffen worden.

Linke für Tarifbindung bei Tesla

In eine ähnliche Kerbe schlug auch der Fraktionsvorsitzende der Linken, Sebastian Walter. Derzeit liege nur eine „einfache Ansiedlungsankündigung“ eines amerikanischen Unternehmens vor. Brandenburg sei mit Großinvestitionen ein gebranntes Kind. „Deshalb muss es aus unserer Sicht darum gehen, dass Wertschöpfung vor Ort stattfindet, und die regionale Wirtschaft schon beim Bau der Fabrik mit einbezogen wird.“

Zudem müsse sich Tesla-Chef Elon Musk an die in Deutschland geltenden Arbeits- und Sozialvorschriften halten. „Für Herrn Musk und für Tesla darf Brandenburg kein Wilder Osten sein“, sagte Walter. Die Linke trete für Tarifbindung auch bei Tesla ein. In den USA verhalte sich Tesla eher gewerkschaftsfeindlich. „12 Stunden-Schichten wie in den USA sollte es aus unserer Sicht in Brandenburg nicht mehr geben.“

SPD: „Diese Schwarzmalerei ist völlig unangemessen“

Der scheidende SPD-Fraktionschef Mike Bischoff erklärte dagegen, dass man es bei Tesla mit einem internationalen Unternehmen zu tun habe. „Wir haben Profis in der Wirtschaftsförderung Brandenburg“, setzte Bischoff hinzu. Man könne nicht jede große Investition mit der Chipfabrik und anderen gescheiterten Investitionen gleichsetzen. „Diese Schwarzmalerei ist völlig unangemessen.“

CDU-Fraktionschef Jan Redmann sprach von einer „großen Chance“ für Brandenburg. Es sei eine Auszeichnung für den Standort, von Tesla favorisiert zu werden. Es müssten aber noch verschiedene Ansiedlungsvoraussetzungen geklärt werden, die planungsrechtlicher Natur seien. Es sei zu früh für Euphorie, „aber der richtige Zeitpunkt, sich zu freuen.“ Man wolle diese Chance „auf jeden Fall nicht vertun“.