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Fischsterben

Fischereibetriebe sind nach Oder-Katastrophe in Existenznöten

Potsdam / Lesedauer: 2 min

Die Oder ist nach dem Fischsterben an vielen Stellen wieder für die Menschen nutzbar. Doch nach und nach zeichnen sich immer mehr Folgen der Umweltkatastrophe im Sommer 2022 ab.
Veröffentlicht:08.09.2022, 13:55
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Das Fischsterben in der Oder hat für viele am Fluss ansässige Fischereibetriebe in Brandenburg große wirtschaftliche Folgen. Von den 12 Unternehmen am Fluss sind nach Angaben des Umweltministeriums in Potsdam fünf Betriebe, die zu 80 Prozent von der Fischerei leben, sehr stark betroffen. Ein Unternehmen habe Kurzarbeit angemeldet, fünf weitere seien erheblich von Einnahmeverlusten betroffen, zwei gering, berichtete der zuständige Referatsleiter Hartmut Aust am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Potsdamer Landtags. Die Einnahmeverluste betreffen den Fischverkauf und Angelkarten.

Im schlimmsten Fall brauchen Fischbestände Jahre zur Erholung

Der Gesamtverlust wird von den Betrieben für dieses Jahr auf rund 174.000 Euro geschätzt. Für 2023 rechnen sie mit Einnahmeverlusten von 315.000 Euro. Vier Unternehmen erwarten nach Auskunft des Referatsleiters 46.000 Euro an Einnahmeverlusten bei Vermietung, Verpachtung und Gastronomie. Das Umweltministerium erarbeite für eine kurzfristige Hilfe derzeit eine Richtlinie, so Aust.

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Wann das Befischen der Oder wieder erlaubt ist, konnte der Mitarbeiter des Umweltministeriums nicht sagen. Es habe bereits Probebefischungen gegeben, die positiv ausgefallen seien. „Die Stromoder weist ja schon wieder einen recht normalen Zustand aus”, sagte Aust. Er verwies auf die Wissenschaft, die von unterschiedlichen Szenarien ausgehe. Im schlimmsten Fall veranschlagen sie drei bis vier Jahre, bis der Fischbestand in der Oder wieder in seiner alten Größe vorhanden sei.

Koalition in Potsdam fordert grenzübergreifende Aufklärung der Ursachen

Die Brandenburger rot-schwarz-grüne Koalition fordert nach dem massenhaften Fischsterben einen verstärkten Schutz der Oder. Die Einleitung von Stoffen in die Oder, die für die Umwelt kritisch seien, müssten umgehend gestoppt werden, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Ludwig Scheetz am Dienstag in Potsdam. Dafür müsse es ein länderübergreifendes Verzeichnis geben. Dies sei Teil eines gemeinsamen Antrags der Landtagsfraktionen von SPD, CDU und Grünen. Gemeinsam mit der Bundesregierung und der polnischen Regierung müsse auch für eine lückenlose Aufklärung der Ursache des Fischsterbens gesorgt werden.

Einschränkungen in Frankfurt (Oder) aufgehoben

Unterdessen können die Menschen in Frankfurt (Oder) das Flusswasser nun wieder nutzen. Die Stadt hob am Mittwoch die Einschränkung für die Oder und ihre Ufer nach fast vier Wochen auf. Aktuellen Erkenntnissen der Umweltbehörden des Landes Brandenburg zufolge habe sich die Wasserqualität deutlich verbessert. „Demnach geht von dem Gewässer für die Allgemeinheit keine akute Gefahrenlage mehr aus.” Die Untersuchungen von Proben gingen aber weiter, teilte die Stadt mit. Die Behörde hatte im August davor gewarnt, mit Wasser aus der Oder in Kontakt zu kommen oder Fisch aus dem Fluss zu essen.