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Seniorin beklaut

Innensenator verteidigt Eingreifen für seine Nachbarin

Berlin / Lesedauer: 2 min

Weil die Polizei zunächst nur einen Streifenwagen schickte, als seine 90-jährige Nachbarin um 94000 Euro Bargeld betrogen wurde, griff Berlins Innensenator ein. Das sorgt für Kritik.
Veröffentlicht:06.01.2019, 14:00
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Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) hat sein Einschreiten nach einem Betrugsfall bei einer Nachbarin verteidigt. Er reagierte damit auf Kritik in einem Bericht des Berliner „Tagesspiegel“. Demnach hatte Geisel in der vergangenen Woche persönlich zusätzliche Polizeikräfte angefordert, nachdem Betrüger offenbar eine 90-jährige Nachbarin überredet hatten, Bargeld in Höhe von 94 000 Euro und eine mit Diamanten besetzte Brosche herauszugeben. Gewerkschafter sowie mehrere Innenexperten fanden Geisels Vorgehen „menschlich verständlich“, aber aus dienstlicher Sicht kritikwürdig.

„Ich habe tatsächlich dafür gesorgt, dass die Polizei die Opfer betreut und den Tatort überhaupt kriminaltechnisch untersucht“, teilte Geisel am Samstag auf Facebook mit. Allerdings habe er die „Reihenfolge der Abarbeitung der verschiedenen Delikte“ an dem besagten Abend nicht verändert. „Diese Reihenfolge nach Prioritäten zu bestimmen, ist allein Aufgabe der Polizei und darf nicht anderen Einflüssen unterliegen“, schrieb er.

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Der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro, sagte am Sonntag: „Das Vorgehen ist menschlich nachvollziehbar, aber Herr Geisel hat sich nicht einzumischen. Wir zweifeln nicht an der Kompetenz unserer Kollegen.“

Polizei hatte zu wenige Einsatzkräfte

Nach „Tagesspiegel“-Recherchen hatte die zuständige Polizeidirektion zu dem Zeitpunkt zu wenige Teams und zugleich mehrere Todesermittlungsverfahren, Einbrüche, Raubdelikte und liegengebliebene Fälle abzuarbeiten. Laut Geisel wurden bei der kriminaltechnischen Untersuchung vor Ort Spuren der Täter gefunden, die ausgewertet werden können.

Geisel zeigte Verständnis für eine Reaktion des Kollegen in der Leitstelle an jenem Abend, der nicht geplant haben soll, zu der Besatzung des Streifenwagens weitere Ermittler zu schicken. Er gehe davon aus, dass diese Reaktion stressbedingt erfolgte und dem arbeitsbedingten Druck und der zu geringen Personalausstattung geschuldet gewesen sei. „Das ist menschlich verständlich und weil ich das weiß, arbeite ich intensiv daran die Personalsituation schnell zu verbessern“, schrieb Geisel.