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Zur Not sind sie da

Sie helfen, wenn es richtig brenzlig wird

Schwedt / Lesedauer: 4 min

Sie sind da, wenn andere in Not sind: Lebensretter. In einer Serie stellt der Uckermark Kurier Helfer aus verschiedenen Bereichen vor. Die einzige professionelle Feuerwehr im Kreis hilft auch außerhalb der Stadt, wenn freiwillige Brandschützer nicht klarkommen.
Veröffentlicht:04.08.2014, 19:52

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An manchen Tagen ist es wie verhext. Als die Schwedter Feuerwehr am 22. Juli gegen 16 Uhr von aufgeregten Bürgern alarmiert worden war, weil es in den Uckermark-Passagen angeblich schon wieder brenne, rückte sie zu einem Fehlalarm aus. Die riesige Rauchwolke, die die Aufregung ausgelöst hatte, hing nicht über dem leer stehenden Einkaufszentrum, sondern über der PCK-Raffinerie. Kurze Zeit später meldete PCK einen Störfall: Die Dampferzeuger im Kraftwerk waren ausgefallen, daraufhin mussten die Anlagen heruntergefahren werden. Das führte dazu, dass die Fackel über der Raffinerie mächtig zu rußen begann. Feuerwehrchef Alexander Trenn nimmt den Fehlalarm jedoch gelassen. „Lieber ein Fehlalarm als ein zu später Alarm, wenn es wirklich brennt“, sagt er.

An jenem Tag waren die Kameraden der Schwedter Berufsfeuerwehr bereits zu sechs Einsätzen ausgerückt. In der Gluthitze des Julitages kam es zu mehreren Flächenbränden, tote Tiere mussten geborgen werden, eine junge Elster, die aus dem Nest gefallen war, wurde gerettet und wieder im Wald ausgesetzt. Ein undichtes Bitumenfahrzeug kleckerte seine Ladung quer durch die Stadt. „Das wieder wegzuräumen, ist bei 35 Grad und 60 Grad Temperatur an der Straßenoberfläche wahrlich kein Vergnügen“, kommentiert Trenn. „So kann ein Tag bei der Schwedter Feuerwehr aussehen“, fügt er hinzu.

Die Kollegen sind nicht jeden Tag im Dauereinsatz

Allerdings ist eine derartige Häufigkeit von Einsätzen nun doch nicht alltäglich. 445-mal musste die Feuerwehr im vergangenen Jahr zu Bränden, Unfällen, Rettungseinsätzen oder anderen Hilfeleistungen ausrücken. In diesem Jahr waren es bereits 300. „Und die Bandbreite reicht von Bränden und Unfällen bis zu Türöffnungen über Hilfen bei Rettungsdiensteinsätzen“, sagt Trenn. Die Schwedter Feuerwehrkräfte kommen natürlich auch im Umland zum Einsatz. Stark in Erinnerung ist Trenn noch der Großbrand in einer Chemiefirma in Passow im August 2013. Beim illegalen Umgang mit Chemikalien waren mehrere Tanklastzüge in Brand geraten und zum Teil explodiert.

Im Einsatz waren die Feuerwehren des Amtes Oder-Welse, der Stadt Angermünde und die Schwedter Feuerwehr. „Besonders wichtig war der Einsatz unserer Gefahrguteinheit, die dorthin ausgerückt war“, erinnert sich Trenn. Die Schwedter Feuerwehr ist im Landkreis Uckermark als kommunale Feuerwehr die sogenannte Gefahrguteinheit – das ist nicht zuletzt der Nähe zur Raffinerie geschuldet. Diese Einheit wird bei allen Einsätzen mit Gefahrgütern tätig und wird ausschließlich von den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr besetzt.

Viel Unterstützung für die freiwilligen Kameraden

Diese benötigen eine besondere Ausbildung und viel Erfahrung und Kondition. „Wir bieten anderen Feuerwehren auch wichtige Dienstleistungen an – wie die fachgerechte Wäsche und Imprägnierung ihrer verschmutzten Dienst- und Schutzkleidung, die bei Einsätzen oft mit Rauch oder Schmutz kontaminiert wird. Dazu stehen zwei spezielle Industriewaschmaschinen zur Verfügung, mit denen die Bekleidung sauber und wasserabweisend gemacht werden kann“, so Trenn. „Dank der ständigen Besetzung der Wache wird die Wäsche meist am nächsten Tag fertig und kann wieder den Kameraden zurückgegeben werden.“ In rund 30 Prozent der Einsätze rücken die fest angestellten Kameraden gemeinsam mit den freiwilligen Feuerwehrleuten aus.

230 Mitglieder zählt die Freiwillige Feuerwehr Schwedt, die sich über die Ortsteile in neun Ortswehren aufteilt. „Anfang dieses Jahres wurde ausgiebig geprüft, ob die Berufsfeuerwehr noch weiter Bestand haben muss. Denn gesetzlich geregelt ist, dass Städte ab einer Größe von 30 000 Einwohnern eine Berufsfeuerwehr haben sollen“, erläutert Trenn.

Und die Zahl der Schwedter sinkt und nähert sich immer mehr dieser magischen Marke. „Die Prüfung endete aber mit der Feststellung, dass Schwedt eine Berufsfeuerwehr braucht und sich auch künftig an dem System im Brandschutz nichts ändern wird.“