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Stasi-Gedenkstätte

Streit um Hubertus Knabe eskaliert

Berlin / Lesedauer: 3 min

Jüngst errang Hubertus Knabe eine einstweilige Verfügung gegen seine Freistellung. Der Stiftungsrat setzte ihn trotzdem vor die Tür. Knabe erschien trotzdem in der Gedenkstätte Hohenschönhausen.
Veröffentlicht:26.11.2018, 12:28

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Der Streit um Hubertus Knabe geht weiter. Das Landgericht Berlin entschied am Freitag im Sinne des abgesetzten Leiters der Stasiopfer-Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen und stellte eine einstweilige Verfügung gegen dessen Freistellung aus. Damit hätte der Historiker bereits am Montag wieder an seinen Schreibtisch zurückkehren können.

Der Stiftungsrat der Gedenkstätte in dem früheren Stasi-Gefängnis reagierte umgehend auf das Urteil. Nach einer außerordentlichen Sitzung am Sonntagabend entschieden die Mitglieder, Knabe mit sofortiger Wirkung abzuberufen. Vorsitzender des Gremiums ist Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Nach Informationen des „Tagesspiegel” sollte es am Montagvormittag eine Mitarbeiterversammlung mit Lederer in der Gedenkstätte geben.

Trotz allen Widerständen gegen ihn erschien Knabe, die Verfügung des Gerichts in der Tasche, am Montagmorgen vor der Gedenkstätte. „Ich freue mich, dass das Gericht es mir ermöglicht hat, mich wieder meiner Lebensaufgabe zu widmen, nämlich der Aufarbeitung des in der DDR begangenen Unrechts.” Er wolle nun vertrauensvoll mit dem Stiftungsrat zusammenarbeiten.

Unterstützer wünschen sich Knabe auf alten Posten zurück

Vertreter von Opferverbänden begrüßten Knabe mit Blumen und lobenden Worten. Die Unterstützer wünschen sich den Historiker auf seinen alten Posten zurück und mutmaßten, seine Arbeit sei politisch nicht erwünscht. „Es ist für mich sehr wichtig zu wissen, dass die Opfer, für die ich mich fast 20 Jahre eingesetzt habe, auch hinter mir stehen”, sagte Knabe. Ein Video, das von einem Tagesspiegel-Reporter getwittert wurde, zeigt Knabe am Montag vor der Gedenkstätte im Gespräch mit seinen Befürwortern und seine Erklärung bezüglich der Vorwürfe gegen ihn. Doch nicht alle waren dem wohlgesonnen. "Was sie hier machen ist ein Schlag in mein Gesicht", sagte eine junge Mitarbeiterin der Gedenkstätte zu Knabes Begrüßungskomitee.

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Hubertus Knabe wird vorgeworfen, nicht entschieden genug gegen sexuelle Belästigung von Frauen durch seinen Stellvertreter vorgegangen zu sein. Der Historiker widersprach dem Vorwurf, er habe Belästigungen von Mitarbeiterinnen geduldet. „Wann immer ich einen Hinweis auf Fehlverhalten von Mitarbeitern erhalten haben, bin ich diesem sofort und konsequent nachgegangen.” Knabe wies auch die Behauptung zurück, es habe in der Gedenkstätte ein Klima der Angst geherrscht.

Treffen mit FDP-Abgeordneten

Ein Sprecher der Berliner Senatsverwaltung für Kultur hatte am Sonntagabend erklärt, die Entscheidung des Stiftungsrats gehe über die im September erklärte Kündigung Knabes sowie seine Freistellung hinaus. Knabe sei als Direktor gekündigt worden, jetzt aber auch als Vorstand mit sofortiger Wirkung abberufen worden.

Nach seiner Stellungnahme am Montagmorgen traf sich Knabe mit dem Berliner Abgeordneten Stefan Förster (FDP), um sich mit ihm über die Lage der Gedenkstätte zu unterhalten. Zu internen Dingen wollte sich Knabe allerdings nicht äußern. Unter Vorlage der einstweiligen Verfügung wurde dem Historiker der Schlüssel für sein Büro übergeben. Damit hatte die Gedenkstätte vorrübergehend zwei Leiter. Am Sonntag war Jörg Arndt vom Stiftungsrat berufen worden.

Erfolg von kurzer Dauer

Wie Kulturminister Klaus Lederer am Montag in Hohenschönhausen vor der Presse sagte, hatte seine Behörde direkt Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung Knabes eingelegt. Bereits am Nachmittag teilte das Landesgericht Berlin mit, Knabes Verfügung vorerst auszusetzten. Demnach durfte laut einer Pressemitteilung des Gerichts der bisherige Direktor der Gedenkstätte Hohenschönhausen "zunächst doch nicht zurück an seinen Arbeitsplatz". Somit musste Knabe seinen Stuhl nach wenigen Stunden wieder verlassen. Das Gericht begründete den Beschluss mit der Entscheidung des Stiftungsrates am Sonntag. Weiter wurde der Bericht von Marianne Birthler, Beratungsbeauftragte der Stiftung, genannt. "Diese solle mehr als 40 Vertrauensgespräche geführt und erklärt haben, in keinem der Gespräche seien die Vorwürfe der Frauen angezweifelt worden", heißt es in der Pressemitteilung des Gerichts.