Auf dem Strommarkt werden zunehmend Folgen der hohen Energiepreise sichtbar. Nachdem in den vergangenen Wochen mehrere Billiganbieter ihren Kunden über Nacht ein Ende der Versorgung angekündigt hatten, mehren sich Hinweise auf rechtswidrige Praktiken von Versorgern. Dagegen schreitet jetzt die Verbraucherzentrale Brandenburg ein, die nach eigenen Angaben den Berliner Stromanbieter voxenergie verklagt hat.
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Höhere Preise einfach abgebucht
Der Vorwurf: „Erhöhte Beträge wurden offenbar abgerechnet und abgebucht“, erklärte Dunja Neukamp, Juristin der Verbraucherzentrale in Potsdam. Ihren Angaben zufolge liegen mehrere Beschwerden gegen voxenergie vor. So sei Kunden erst bei Durchsicht der Jahresrechnungen aufgefallen, dass das Unternehmen im Jahresverlauf die Strompreise erhöht habe. Eine Mitteilung an die Verbraucher habe es nach übereinstimmenden Aussagen mehrerer Betroffener nicht gegeben. „Auch der erforderliche Hinweis auf ein Sonderkündigungsrecht im Falle der hier vorgenommenen einseitigen Preiserhöhungen fehlte“, berichtet die Verbraucherschützerin.
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Erst Abmahnung, dann wurde Klage eingereicht
Diese Praxis verstoße klar gegen gesetzliche Bestimmungen. „Bei einer Sonderkündigung endet der Vertrag genau am Vortag der Preiserhöhung, also einen Tag bevor die erhöhten Beträge bezahlt werden müssten.“, so Neukamp. Die Verbraucherzentrale habe voxenergie abgemahnt und das Unternehmen aufgefordert, sich zu verpflichten, Kunden künftig ordnungsgemäß über Preiserhöhungen zu informieren. Das Unternehmen habe auf die Abmahnung nicht reagiert. Deshalb sei Klage eingereicht worden, um die Rechte der Stromkunden gerichtlich durchzusetzen, sagte die Juristin.
Unternehmen nicht erreichbar
Voxenergie bietet unterdessen auf seiner Internetseite auch weiterhin ein günstiges „Energie- und Telekommunikationspaket“ aus einer Hand an. Eine Stellungnahme des Unternehmens zu den Vorwürfen war weder auf schriftlichen noch auf telefonischem Weg zu erhalten. Unter der angegebenen Rufnummer endete der Anruf nach der minutenlangen Computer-Abfrage des möglichen Zwecks der Kontaktaufnahme in einer Warteschleife.
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Nach Angaben der Bundesnetzagentur haben in diesem Jahr bisher knapp 40 Energieanbieter ihren Kunden ein Ende der Belieferung angezeigt. Unmittelbar vor den Feiertagen hatte eine Mitteilung des Billiganbieters Stromio Hunderttausende Kunden kalt erwischt: Das Unternehmen stellte über Nacht die Belieferung seiner Abnehmer ein. Wegen der derzeit extrem hohen Strompreise an den Börsen können Discountanbieter ihre günstigen Tarife vermehrt nicht halten.
Örtlicher Versorger muss notfalls einspringen
Energiekunden, die von ihrem Anbieter nicht mehr beliefert werden oder ihr Kündigungsrecht ausüben, werden gemäß geltender Gesetze auf jeden Fall über den örtlich zuständigen Grundversorger in ihrem Ort beliefert. Die Verbraucherzentralen empfehlen, sich nach günstigeren Tarifen umzuschauen.
Das jedoch ist so gut wie unmöglich, wie eine Nordkurier-Abfrage bei Vergleichsportalen zeigt. So werden etwa für Neubrandenburg, Prenzlau oder Ducherow bei einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden Tarife angeboten, die pro Monat um rund 50 Euro über den Preisen der örtlichen Anbieter liegen. Allerdings müssen auch hier Neukunden damit rechnen, deutlich mehr zahlen zu müssen als langjährige Abnehmer.