Mädchen starb
29-Jähriger wegen Misshandlung seiner Tochter vor Gericht
Frankfurt (Oder) / Lesedauer: 3 min
Ein Vater steht in Frankfurt (Oder) vor Gericht, weil er seine inzwischen gestorbene kleine Tochter über Monate hinweg misshandelt haben soll. Der 29-Jährige kündigte am Montag zum Prozessauftakt vor dem Landgericht an, Angaben machen zu wollen – allerdings erst am zweiten Verhandlungstag (24. August). Der Verteidiger sagte, dass sein Mandant mehrere Tage nicht geschlafen habe. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem mehrfache Misshandlung Schutzbefohlener und Körperverletzung vor.
Er soll seine damals zwei Jahre alte Tochter, für die er das alleinige Sorgerecht hatte, als „nervenden Störfaktor“ empfunden und sich zunehmend von ihr distanziert haben, hieß es bei der Verlesung der Anklage. Das Mädchen soll er zwischen August und Oktober 2017 in seiner Wohnung in Eberswalde (Barnim) zum Beispiel nicht mehr gewaschen haben.
Tochter mehrmals mit Seil ans Bett gefesselt
Er habe es angebrüllt und geschlagen. Mehrmals soll es zu Zwangsfütterungen gekommen sein. Einen Arzt soll der Mann nicht gerufen und in Kauf genommen haben, dass es zu körperlichen und seelischen Fehlentwicklungen kommen kann. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Mädchen vor den Attacken gesund war.
Der Vater soll seine Tochter auch mehrmals mit einem Seil ans Bett gefesselt haben, weil er nicht warten wollte, bis sie einschlief. Jeweils erst am nächsten Morgen habe er die Fixierung gelöst. Mehrmals betonte die Staatsanwaltschaft, dass er „keine Lust“ darauf gehabt habe, sich um sein eigenes Kind zu kümmern.
Im Oktober sei die Zweijährige dann in einen komatösen Zustand gefallen sein, hieß es weiter. Zuvor soll der Angeklagte eine Zimmertür beim Aufreißen gegen den Kopf der Kleinen geschlagen haben – sie stand direkt dahinter. Das Kind sei danach nicht mehr in der Lage gewesen, einen Löffel zu halten. Etwas später stürzte es eine Treppe hinunter. Nach damaligen Angaben der Staatsanwaltschaft rief der Mann schließlich einen Notarzt. So kam der Fall ans Licht.
Tochter ist im April im Heim verstorben
Als die Anklage verlesen wurde, blickte der dunkel gekleidete Mann zu Boden auf einen Punkt gerichtet. Er bewegte sich kaum. Zeugen wurden am ersten Verhandlungstag nicht gehört.
Das Kind befand sich noch in dem komatösen Zustand, als die Anklage erhoben worden war. Im April 2018 starb es dann im Alter von drei Jahren in einem Kinderheim in der Prignitz. Ein erster Prozess gegen den Mann war im Mai ausgesetzt worden. Damals war das Todesermittlungsverfahren noch nicht abgeschlossen. Ein Gutachten liegt inzwischen vor. Angaben zum Inhalt wurden bisher nicht gemacht.
Zum Tatzeitpunkt lebte der Mann in Eberswalde nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Verteidigung mit seiner Verlobten zusammen, die aber nicht die Mutter des Mädchens ist. Beide seien aber Eltern eines weiteren Kindes, das 2017 zur Welt kam. Neben dem diesem Baby lebten noch weitere Kinder der Frau in dem Haushalt. Laut Staatsanwaltschaft laufen auch Ermittlungen zu dem Fall gegen die Verlobte.