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Gerichtsentscheidung

Wer nicht für’s Abi lernen kann, hat Pech gehabt

Berlin / Lesedauer: 2 min

Kleine Wohnung, laute Familie, kein Zugang zur Bibliothek – so konnte eine Berliner Schülerin sich nicht für die Abiturprüfung vorbereiten. Ein Gericht urteilte jetzt: Pech gehabt.
Veröffentlicht:21.04.2020, 16:04
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Erneut ist der Eilantrag einer Berliner Schülerin gegen ihre anstehenden Abiturprüfungen von einem Gericht abgewiesen worden. Die Schülerin eines Gymnasiums hat demnach kein Recht auf eine Verschiebung des Abiturs, weil in der Corona-Krise ihre Lernbedingungen zu Hause besonders ungünstig sind. Das entschied das Verwaltungsgericht Berlin, wie gestern mitgeteilt wurde. Gegen den Beschluss kann Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingelegt werden.

Die erste schriftliche Prüfung der Schülerin ist demnach für diesen Freitag angesetzt. Sie lebt mit ihren Eltern und einem Bruder in einer 2,5-Zimmer-Wohnung und argumentierte, ihre Konzentrationsfähigkeit sei wegen der Geräuschbelastung durch ihre Familie deutlich gestört. Sie habe nicht in einer Bibliothek lernen können, verfüge über keinen eigenen Computer und habe sich auch nicht mit Mitschülern austauschen können. Daher habe sie nicht die gleichen Chancen und Voraussetzungen.

Alle sind gleich betroffen

Das Gericht betonte in seiner Ablehnung, die Situation der Schülerin sei kein Ausnahmefall. Die strengen Corona-Regelungen stellten viele Familien vor Herausforderungen. Wie auch in anderen Lebensbereichen könnten jedoch keine identischen Bedingungen gewährleistet werden. Dazu zähle auch das Problem, dass Schüler mit einem eigenen Zimmer oder einem eigenen Computer bessere Bedingungen zur Prüfungsvorbereitung hätten. Vorbereitungstreffen und das Lernen außerhalb der Wohnung seien für alle Abiturienten nicht erlaubt. Auch der Verweis auf die pandemiebedingte Stresssituation reiche nicht aus, um das Abitur zu verschieben, weil Stress und Ängste vor Prüfungen zum individuellen Risiko gehörten.

Nach fünf Wochen Schließung waren die 14.600 Berliner Abiturienten die ersten Schüler, die in dieser Woche nach und nach wieder in ihre Schulen zurückkehrten. Die Abiturprüfungen werden in etwa 150 Schulen abgehalten. Um eine Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus zu minimieren, müssen sich alle Beteiligten an zahlreiche Abstands- und Hygieneregeln halten.

Die Durchführung der Abitur-Prüfungen war zuletzt heftig umstritten. Der Landesschülerausschuss machte wochenlang Front und forderte ein Abitur ohne Abschlusstests. Viele Schüler seien in der Corona-Krise verunsichert und hätten sich zu Hause nicht richtig vorbereiten können. Andere hätten gesundheitliche Bedenken. Etwa 220 Schüler sollen auf juristischem Wege gegen die Prüfungen vorgehen.