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Immer mehr Risse

Wölfe sind vor allem scharf auf Schafe

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Die Zahl der Angriffe von Wölfen auf Nutzvieh hat sich im Jahr 2020 im Land Brandenburg fast verdoppelt. Der Landesjagdverband schlägt Alarm.
Veröffentlicht:15.02.2021, 16:46

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Die Wölfe breiten sich im Land Brandenburg immer weiter aus, mit Folgen vor allem für die Nutztierhalter unter den Landwirten. Laut Statistik des Brandenburger Landesamtes für Umwelt Brandenburg hat sich die Zahl der dokumentierten Wolfsrisse im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. 2019 hatten die Behörden 417 Tötungen registriert. Im vergangenen Jahr waren es 813 getötete Nutztiere. Vor zehn Jahren, so erinnert der Landesjagdverband am Montag in einer Pressemitteilung, seien es noch 86 Fälle gewesen.

Aus Sicht der Jäger dokumentiere die Statistik das Grauen des „Grauen”. Wie viele “Opferlämmer” brauche es noch, um rechtliche Änderungen herbeizuführen, fragt der Landesjagdverband Brandenburg (LJVB) ironisch. Nur zuzuschauen, wie die Wolfsbestände wachsen und wachsen, sei offensichtlich nicht der richtige Weg. „Es führt kein Weg an der Festlegung eines 'Akzeptanzbestandes' und Bestandsregulierung vorbei”, sagte der LJVB-Präsident Dirk-Henner Wellershoff, Präsident des Landesjagdverbandes Brandenburg. Niemand wolle den Wolf ausrotten, aber sein Bestand müsse reguliert werden.

Besonders auffällig ist der Anstieg der gerissenen Schafe. Wurden 2019 noch 279 Schafe vom Wolf getötet, waren es 2020 bereit 625. Auch bei Rindern – gestiegen von 60 auf 84 – und Damwild – von 53 auf 82 – gab es einen deutlichen Anstieg der vom Wolf gerissenen Tiere. 21 Ziegen und ein Pferde gehörten ebenfalls zur Beute der Wölfe in Brandenburg.

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Schutzzäune reichen nicht aus

Die Wölfe lassen sich auch nicht von Schutzmaßnahmen aufhalten, wie der Landesjagdverband feststellt. 279 der 625 gerissenen Schafe hätten in ordnungsgemäß gekoppelten Bereichen gestanden; damit fielen insgesamt 45 Prozent aller Schafe Wölfen zum Opfer, obwohl diese „wolfssicher” geschützt waren. „Die erheblichen Investitionen in den Schutz unserer Nutztierbestände unter der neuen Hausleitung des Brandenburger Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz haben also in keiner Weise zu einem besseren Schutz für unsere Weidetiere geführt”, erklären die Jäger.

Mit den Zäunen scheine man allgemein im Brandenburgischen nicht das glücklichste Händchen zu haben. Doch es gäbe auch hier andere Maßnahmen, die die Situation deutlich wirksamer eindämmen könnten. „Der Schutz der Weidetiere durch angemessene Maßnahmen ist ein Mittel der Wahl, um Wolfsübergriffe zu begrenzen. Verhindert werden sie damit nicht, wie die Rissstatistik zeigt”, erklärte Wellershoff.

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Ende Januar hatte der Landtag den Weg für eine Bejagung von Problemwölfen freigemacht. Wenn Wölfe mehrfach in mit Zäunen und Herdenschutzhunden gesicherten Schaf- oder Rinderherden zuschlagen, sollen Jäger und Landwirte künftig nicht mehr darauf warten müssen, ob der Schaden einem einzelnen Tier konkret zugeordnet werden kann. Vielmehr soll dann auf jedes Tier des betreffenden Rudels Jagd gemacht werden dürfen.

Brandenburg ist das wolfsreichste Bundesland in Deutschland. In der Mark leben deutlich mehr als 300 Tiere.

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