Wenn die Rede auf die Spendenbereitschaft im Peenetal-Amtsbereich zugunsten ukrainischer Flüchtlinge kommt, dann klingt durchaus Stolz mit in der Stimme der Loitzer Bürgermeisterin Christin Witt: „Es ist grundsätzlich so, dass alle helfen wollen.“ Und dies in einem bisher noch nie da gewesenen Ausmaß, verbunden mit großer Anteilnahme.
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Gefragt sind Gutscheine für Lebensmittel
Auch der Aufruf aus dem Rathaus, Wohnräume, mögliche Sachspenden und ehrenamtliche Einsätze zu melden, sei auf große Resonanz gestoßen. Die Kommunen hatten zudem Geld- und Gutscheinspenden für Supermärkte angeregt. Denn große Möglichkeiten zur Lagerung von Lebensmitteln bestehen derzeit nicht.
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Mittlerweile gebe es sogar schon Leute, die sich zum Dolmetschen oder für Freizeitaktivitäten mit den Flüchtlingen angeboten haben, berichtete die Verwaltungschefin dem Nordkurier. Die Vereine seien da ebenso mit im Boot wie die Kirchengemeinde. „Ich habe auch schon mit unseren Schulen gesprochen, war in allen drei Loitzer Kindereinrichtungen.“ Und sofern der Landkreis keinen Ärger wegen möglicher Überbelegungen macht, sei die Betreuung beziehungsweise Unterrichtung möglicher Kinder aus der Ukraine kein Problem. „Aber noch wissen wir ja gar nicht, was genau da auf uns zukommt“, erklärte Christin Witt.
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Alle packen an, damit es jetzt schnell geht
Dank einiger Zusagen von Privatleuten und Ferienwohnungsbesitzern könnten sogar bereits mehr als eine Handvoll Quartiere im Amtsbereich zur Verfügung gestellt werden, hinzu kommen jeweils zwei Zwei- und Drei-Raum-Wohnungen aus dem Loitzer kommunalen Bestand.
Wobei die noch entsprechend hergerichtet werden müssten. „Wir haben schon Maler und Klempner in die Spur geschickt“, ergänzte gestern Stadtwerke-Geschäftsführer Sebastian Rauß. „Und wir sind frohen Mutes, dass die ersten zwei Wohnungen nächste Woche fertig sind.“ Also einschließlich der nötigen Ausstattung samt kleiner Küchenzeile, organisiert über die Kommune.
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Arbeitseinsatz für Möbel und Küchen
Ähnlich sieht es im benachbarten Amtsbereich Jarmen-Tutow aus, wo am Donnerstag eine große Beschaffungstour lief: Dank des Bauunternehmens Gorkow, dem Dachbau Peenetal und der Transportfirma Wiebke konnten genügend Transporter und Personal aufgeboten werden, um zusammen mit dem Bauhof der Peenestadt und den Bentziner Gemeindearbeitern nach Klockow bei Stavenhagen zu fahren und dort das noch brauchbare Inventar aus mehreren Ferienwohnungen abzuholen – von Lampen über Schränke und Betten bis hin zu Küchenzeilen und -geräten. Der Abbau benötigte zwar einige Zeit, doch beim Abladen in der Heimat packten noch zahlreiche weitere Helfer mit zu.
Mit diesem Bestand konnten erst mal fünf Quartiere eingerichtet werden: eines im Zemminer Wohnblock und vier in Jarmen – am Müssentiner Weg sowie an der Fabrik- und Schillerstraße. Was an Ausstattung noch fehle, soll möglichst über die im Rathaus vorliegenden Spendenangebote ergänzt werden, so Bürgermeister André Werner. Schon gestern startete ein Putzeinsatz unter Mithilfe der Bürgerinitiative zur Mühlenrettung in den besagten Räumen, um alles schön herzurichten für die Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. Heute soll es weitergehen, sodass auch diese Wohnungen nächste Woche zur Verfügung stehen.
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Benzin-Spenden für Transport nach Polen
Aus Tutow startet derweil unter den Fittichen des Vereins „Weiße Schule e.V.“ am heutigen Samstagmorgen ein erster Hilfskonvoi nach Polen, wo derzeit besonders viele Flüchtlinge gestrandet sind. Dort sollen ein zentrales Verteilzentrum angesteuert und später von anderer Stelle Ukrainer mit nach Deutschland zurückgenommen werden. Für das Problem der steigenden Treibstoffpreise fand sich inzwischen Abhilfe: Nach den Tutower Gemeindevertretern spendeten auch die Bentziner ihr Sitzungsgeld, hinzu kamen weitere Spenden.