StartseiteRegionalDemminAuf der Suche nach Munition am Tutower Flughafenring

Bauarbeiten

Auf der Suche nach Munition am Tutower Flughafenring

Tutow / Lesedauer: 3 min

Bei der Munitionssuche um den als neues Eigenheimgebiet angedachten Tutower Flughafenring sind explosive Funde bisher zwar ausgeblieben, trotzdem wird die Aktion wegen ganz anderer „Erbstücke“ im Boden wohl deutlich länger dauern und teurer werden als geplant.
Veröffentlicht:03.03.2022, 09:58

Artikel teilen:

Was hatte es im Vorfeld der Sucharbeiten nach Munition am Flughafenring nicht alles für Befürchtungen gegeben – nicht zuletzt angesichts des nahen Pommernring-Wohngebietes samt der Grundschule und des in Sichtweite befindlichen großen Alten- und Pflegeheimes. Immerhin war gerade dieser lange militärisch dominierte Teil Tutows, das in den 1930er-Jahren als Siedlung zum damals neu aus dem Boden gestampften großen Stützpunkt der deutschen Luftwaffe entstand, während des Zweiten Weltkriegs ins Visier von drei schweren alliierten Bombenangriffen geraten. Und niemand weiß, was die späteren Nutzer, vor allem die Sowjetarmee, auf dem Gelände so alles im Untergrund hinterlassen hat. Sodass die Gemeinde gezwungen war, vor der Umsetzung ihrer Idee von einem neuen Eigenheim-Gebiet an diesem Straßenzug nun entsprechende Sondierungen und Grabungen in Auftrag zu geben.

Mehr zum Thema: Neues Leben am Tutower Flughafenring?

Anfang Februar legte die Gesellschaft für Kampfmittelbeseitigung (GFKB) so richtig los, um die zusammen rund 400 Meter messenden drei Flanken des Flughafenring-Karrees entsprechend unter die Lupe zu nehmen. Dabei trägt ein Bagger erst die oberste Erdschicht ab, dann den Boden bis auf 80 bis 100 Zentimeter Tiefe – je nach Beschaffenheit und Geländeprofil. Hinterher wird alles mit verschiedenen Sonden begangen. Die Firma entdeckte dabei bisher nur wenige Überreste der Tutower Militärgeschichte und keinerlei Explosives. Auch die Vermutung, dass sich noch größere Fundamentreste der hier 2003 bis 2008 abgerissenen sechs Plattenbauten finden, bewahrheiteten sich nicht. Doch aufgehalten wurden die Männer trotzdem ständig und überall. Denn an immer neuen Stellen tauchten und tauchen alte Leitungen und Rohre auf, die durchaus erhebliche Probleme bereiten.

Kabel fingen ganz schön an zu dampfen

Wie etwa einst wohl zu den Aufgängen der besagten Wohnblöcke führende Stromkabel, von denen einige noch unter Saft standen. Da habe es plötzlich ganz schön zu dampfen angefangen, als die Baggerschaufel sie freilegte, berichteten die Akteure. Also mussten diese Stränge erstmal abgeklemmt werden. Zu den elektrischen kommen noch zahlreiche Wasser- und Heizungsleitungen, die mitunter kreuz und quer über das Gelände verlaufen und zeitlich längst nicht immer genau zuzuordnen sind. Wahrscheinlich stammen sie aus allen geschichtlichen Etappen des Flugplatzes. Da offenbar kaum verfügbare Pläne über dieses Wirrwarr existieren, ist ein uneingeschränktes Baggern ziemlich erschwert. Zumal selbst vorhandene Unterlagen wohl längst nicht immer die Realität widerspiegeln, wie die GFKB feststellen musste. Das galt offenbar sogar für jene zwischenzeitlich aufgetauchten Blaupausen von Anfang der 1990er-Jahre, die ihnen Bürgermeister Roland Heiden flugs noch vorbei brachte.

Auch interessant: Tutow hofft auf größeren Schuleinzugsbereich

Natürlich schlagen die Sonden bei solchen metallenen „Erbstücken“ jedes Mal kräftig an, die Folge sind intensive Grabungen und das aufwendige Entfernen dieser Leitungen. Sodass mittlerweile zwei Teams eingesetzt sind, um das Pensum so schnell wie möglich zu schaffen. Schon jetzt aber ist klar, dass die einst veranschlagten vier Wochen für den Auftrag nicht einzuhalten sind, wie Vizebürgermeister Holger Schultz bei der jüngsten Gemeindevertretersitzung einräumte. Und damit auch die Kosten aus dem Ruder zu laufen drohen. Bisher waren für dieses Projekt 45 000 Euro veranschlagt, dieser Rahmen dürfte buchstäblich gesprengt werden. „Es wird definitiv zu Nachforderungen kommen“, erklärte Holger Schultz. „In welcher Höhe, ist noch nicht abschätzbar.“