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Ausstellung

Bilder, die um die Welt gingen

Demmin / Lesedauer: 2 min

Die Bilder, die in der Demminer Bibliothek zu sehen sind, sind Realitität. Sie stehen für rechtsextreme Gewalt, die nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen nicht endete.
Veröffentlicht:05.04.2022, 17:53

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Eine Familie, die fassungslos aus dem Fenster schaut. Spärlich ausgerüstete Polizisten in Alarmbereitschaft, dann Feuer, ein brennendes Auto, Zigarette rauchende Menschen eingekesselt in ihrem Wohnhaus. Und dazwischen das Foto eines Mannes im Trikot, der den Hitlergruß zeigt. Mit diesen eindrücklichen Aufnahmen hat der Fotograf Martin Langer im August 1992 die Ausschreitungen gegen eine Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter in Rostock-Lichtenhagen dokumentiert. Darauf zeigt er nicht nur die Greueltaten, sondern auch jene Rostocker, die sich klar dagegen positionierten.

Fotograf ist jüngst verstorben

Die Bilder, von denen manche um die Welt gingen, hat Langer dem Verein Demminer Bürger und der Hansebibliothek für die am Montag eröffnete Ausstellung zur Verfügung gestellt. Geld wollte er dafür nicht, es war ihm ein Anliegen, berichtet Organisatorin Gundula Meyer, die die Fotos bei ihm abholte. Eine Nachbesprechung zu der Ausstellung mit dem Fotografen wird sie nicht mehr führen können. Am 3. März starb Martin Langer für die Organisatoren unerwartet im Alter von 65 Jahren.

Seine Fotos aber behalten ihre Gültigkeit und sind heute nicht weniger aktuell als 1992, wie Wilfried Meyer findet. „Es gab zunächst eine sehr offene Willkommenskultur, aber die Leute nahmen auch eine gewisse staatliche Überforderung wahr“, erläuterte er bei der Vernissage, zu der außer den Verantwortlichen keine Gäste erschienen waren. Er sieht Parallelen zu heute, befürchtet ein erneutes Kippen der Stimmung. „Diese Ausstellung soll auch warnen, dass es so weit nicht mehr kommen darf.“

Zur Einordnung haben die Organisatoren die Fotos mit Hintergrundinformationen, O-Tönen und kurzen Videos ergänzt, in denen aus verschiedenen Perspektiven über den Pogrom berichtet wird. Die Ausstellung ist noch bis 12. Mai zu den Öffnungszeiten der Hanse-Bibliothek zu sehen.