StartseiteRegionalDemminBunter Zug gegen braunen Aufmarsch

8. Mai in Demmin

Bunter Zug gegen braunen Aufmarsch

Demmin / Lesedauer: 2 min

Demmin wehrt sich gegen den Aufmarsch der Nazis am 8. Mai. Hunderte Menschen gehen für eine bunte Stadt auf die Straße und legen Blumen an Gräber gefallener Soldaten des Zweiten Weltkrieges nieder.
Veröffentlicht:08.05.2014, 20:43

Artikel teilen:

„Wo wären wir als Menschen ohne Erinnerung? Wo wäre ich ohne meine Erinnerung an das Schicksal meiner Familie?“, sagt Landesrabbiner William Wolff vor dem jüdischen Friedhof in Demmin. Hunderte Demminer haben sich um ihn im strömenden Regen versammelt. Sie alle sind auf die Straße gegangen, um gegen den Aufmarsch der Nazis am 8. Mai zu demonstrieren.

Schon am Nachmittag haben Vereine und Verbände auf dem Marktplatz der Hansestadt zu einem bunten Fest eingeladen. Die Kinder amüsieren sich beim Sackhüpfen und Eierlaufen, Mitglieder des Frauenbundes und des Vereins Demminer für Demmin haben Kuchen gebacken, Jugendliche aus dem Jugendhaus servieren Würstchen, Gesichter werden bunt bemalt. Demmin soll bunt bleiben.

"Wir dürfen nicht vergessen"

Später trifft man sich zu einem ökumenischen Friedensgebet in der Bartholomaei-Kirche. Pastor Norbert Raasch sagt in seinem Friedensgebet, dass alle Menschen gleich seien und offen, tolerant und in Frieden leben sollen. „Die Würde des Menschen ist unantastbar, Antisemitismus passt nicht zu Christen“, sagt der Pastor. Er verweist auf den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. „Nach 69 Jahren besteht die Gefahr, dass wir vergessen, aber wir dürfen nicht vergessen“, so Raasch. Nie wieder soll es Krieg geben.

Blumen am Stolperstein

Nach dem Friedensgebet machen sich hunderte Demminer auf zu einem historischen Stadtspaziergang. Das Demminer Regionalmuseum hat diesen gestaltet und erinnert an verschiedenen Stationen an Verbrechen der Nazis. Pascal Bauersfeld legt zusammen mit dem Rabbiner William Wolff in der Goethestraße an einem Stolperstein Blumen nieder. Dieser Stolperstein soll wie weitere in Demmin an die jüdischen Bewohner erinnern, die von den Nazis ermordet wurden.

Auf dem Barlachplatz, wo der Demonstrationszug nach eineinhalb Stunden ankommt, werden ebenfalls Blumen niedergelegt. Hier sind russische Soldaten begraben, die im zweiten Weltkrieg ihr Leben ließen. Linke Gruppierungen haben inzwischen Sitzblockaden gebildet, um den rechten Aufmarsch zu stören. Ein großes Aufgebot von Polizei versucht, die Lager auseinanderzuhalten, um große Tumulte zu verhindern.