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Hochzeits-Bilanz

Corona-Jahr vermieste vielen das Heiraten in Demmin

Demmin / Lesedauer: 3 min

Ein Kinderspiel war die Planung einer Hochzeit noch nie. Im vergangenen Jahr bereitete die Corona-Pandemie zusätzlich Schwierigkeiten. Traurig waren die Trauungen deshalb aber noch lange nicht, weiß der Demminer Standesbeamte Enrico Müller.
Veröffentlicht:14.01.2021, 06:28

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So manches Brautpaar soll ja von ihr träumen, von der Hochzeit im kleinen Kreis. Für jene Verliebte mag das vergangene Corona-Jahr einen willkommenen Vorwand geboten haben, sich im Privaten trauen zu lassen, ohne dabei Freunde und Verwandte zu verprellen. Für die meisten Verlobten jedoch ist die Hochzeit eine Zusammenführung zweier Freundes- und Familienkreise, ein seltener Anlass, alle Lieben um sich zu versammeln und das eigene Glück mit Bekannten und Verwandten zu teilen. Im vergangenen Jahr aber beschränkte die Corona-Pandemie diese Möglichkeiten. Getraut wurde 2020 meist in traulicher Runde, wie traulich, das änderte sich je nach Infektionslage.

So waren „komplizierte Vorbereitungen und Fragen“ zu beachten, wie der Demminer Standesbeamte Enrico Müller weiß: Welche Angehörigen können überhaupt teilnehmen? Wie viele Personen dürfen zurzeit zusammen feiern?

Unterbringung von Gästen zeitweise unmöglich

Unter den aktuell geltenden Bedingungen dürfen nach Angaben der Landesregierung bis zu zehn Personen aus verschiedenen Haushalten einer Trauung beiwohnen, Kinder bis 14 Jahre nicht mitgezählt. Die Gäste müssen sich vor der Zeremonie in eine Liste eintragen. Bei der Hochzeitsfeier dann gelten die aktuellen Kontaktbeschränkungen, das heißt: Ein Haushalt, in diesem Fall das Brautpaar, darf nach der Trauung mit einer weiteren Person die Hochzeitstorte anschneiden. So es denn eine gibt.

Die Vorstellung einer Hochzeit unter Coronabedingungen schreckte bereits im vergangenen Jahr viele Menschen mit Heiratsambitionen ab. Auch in Demmin sagten nach Angaben des Standesbeamten 15 Paare ihre geplanten Hochzeiten ab oder verschoben sie. Zwar nannten nicht alle die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Bestimmungen explizit als Grund, dennoch: „Aufgrund der schwierigen Umstände während der gesamten Pandemie wurden sicherlich einige Trauungen abgesagt oder verschoben“, meint Müller. Die Anreise und Unterbringung der Gäste, die Räumlichkeiten, die Versorgung durch die Gastronomie, all das bereitete Schwierigkeiten, war zeitweise sogar unmöglich.

Gleich drei Hochzeiten am 15. Mai

Und so zeugt auch die Anzahl der durchgeführten Trauungen von einer gewissen Heiratsmüdigkeit, die in Demmin, wie vielerorts, sekundäres Symptom des Coronavirus war. Noch im Vorjahr waren in der Hansestadt 75 Ehen geschlossen worden, allein 45 Paare stammten aus Demmin selbst. Im folgenden Corona-Jahr gaben sich dagegen nur noch 28 Demminer Brautpaare das Ja-Wort, insgesamt heirateten 21 Paare weniger als im Vorjahr. Gleichgeschlechtliche Ehen waren nicht darunter.

Immerhin gleich drei Paare schlossen am 15. Mai, dem beliebtesten Heiratsdatum in Demmin im vergangenen Jahr, den Bund der Ehe. Für sie und alle, die sich trotz der Pandemie trauten, hatte es im Vorfeld wohl noch einige Sorgen und die eine oder andere schlaflose Nacht mehr gegeben, als es zu einer anderen Zeit der Fall gewesen wäre. Doch sie nahmen die Unwägbarkeiten in Kauf. „Für die meisten Brautpaare war es einfach wichtig, verheiratet zu sein“, weiß der Standesbeamte. Und am Ende zählt bei einer Trauung wohl ohnehin die Zweisamkeit. So seien die Zeremonien zwar mit wenigen Gästen durchgeführt, aber trotzdem für jedes Paar individuell und einzigartig gestaltet worden, erklärt Müller, „so wie auch ohne Pandemie“.

Außerdem: „Wer kann von sich behaupten, während einer Pandemie allen Widrigkeiten zum Trotz geheiratet zu haben?“ In guten wie in schweren Tagen, die Floskel hatte im vergangenen Jahr bereits vor der Eheschließung eine neue Bedeutung.