StartseiteRegionalDemmin„Dass die Demminer ihre Stadt nie aufgegeben haben, ist erstaunlich”

Buch für Ahnenforschung

„Dass die Demminer ihre Stadt nie aufgegeben haben, ist erstaunlich”

Demmin / Lesedauer: 3 min

Häuser, die nicht mehr stehen, und Menschen, die längst verstorben sind, bringt ein neues Buch ins Bewusstsein. Es soll vor allem für die Ahnenforschung nützlich sein.
Veröffentlicht:11.03.2022, 16:19

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Zweieinhalb Jahre Forschung stecken in dem Buch, das der Demminer Stadthistoriker David Krüger kürzlich veröffentlicht hat: ein zwei Kilo schweres Nachschlagewerk zu den „Häusern und Familien in Demmin” zwischen 1625 und 1865, das sowohl für die Ahnenforschung als auch für die Stadtgeschichte von Interesse sein soll. Mit Ahnenforschung beschäftigt sich Krüger selbst seit vielen Jahren, ein solches Buch hätte er dabei gut gebrauchen können.

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Doch ein so umfangreiches Verzeichnis zu dem Thema gab es für Demmin bislang nicht. Während in Greifswald für jedes Haus auch eine Datei zu seiner Geschichte vorliegt, tappte man in Demmin, wo die Erinnerungen aufhörten, bisher im Dunkeln. Bei Anfragen zu ehemaligen Wohnhäusern konnte der Heimatverein oft keine Auskunft geben. „Es gab Ansichtskarten von Gebäuden, von denen wir vorher nicht wussten, wo in Demmin sie standen”, so Krüger. Auch wo der sagenumwobene Schatz vergraben liegen soll, konnte er dank seiner Forschung jetzt zuordnen: auf dem Markt, wo sich heute die Wobau befindet.

Vogel-Schuss löst Großbrand aus

Die Idee zu dem Buch kam Krüger bei Recherchen im Greifswalder Landesarchiv, wo er in Hypothekenbüchern auf Einträge zu Demminer Familien gestoßen war. „Ursprünglich wollte ich diese Einträge für die Ahnenforschung auflisten”, erklärt er. Dann aber konnte er die teilweise detaillierten Beschreibungen der Häuser nicht außer acht lassen. „Es wäre schade darum gewesen”, sagt er. Als die Liste immer länger geworden sei, habe er gewusst: „Jetzt muss ich ein Buch schreiben.”

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Das enthält nicht nur Daten, Stadtpläne und geschichtlichen Hintergrund, sondern auch mitunter seltene Fotos und originale Baupläne von Häusern, die im Laufe der Jahrhunderte zu einem großen Teil durch Kriegen und Brände zerstört wurden. 1664 etwa standen von ursprünglich 400 Häusern nur noch 80. „Dass die Demminer ihre Stadt nie aufgegeben haben, um sich anderswo anzusiedeln, ist erstaunlich”, findet Krüger. Nicht lange nachdem der Schuss eines Soldaten auf einen Vogel, der ungünstigerweise auf einem Strohdach gesessen hatte, einmal mehr einen Großbrand ausgelöst hatte, befahl der König, Häuser künftig nicht mehr aus Stroh, sondern aus Stein zu bauen und stellte dafür Material zur Verfügung.

Gute Quelle für Ahnenforscher

Aber nicht nur zu den Häusern selbst, sondern auch zu ihren Besitzern und den zum Teil weit verstreut lebenden Investoren gibt das Buch Auskunft. „Viele ehemalige Demminer hielten trotz der Entfernung vor 200 Jahren Kontakt zu ihrer Heimat und gaben Anteile und Kaufrechte für Häuser, obwohl sie beispielsweise in Hannover oder Hamburg wohnten.” Manche der Namen, die heute mehr oder weniger in Vergessenheit geraten sind, standen offenbar einst für Einfluss und Wohlstand. Der Name Pfeiffer etwa tauche alle paar Seiten als Investor auf, so Krüger.

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Wer in Kirchenbüchern zu seinen Vorfahren forscht und wissen möchte, wo sie gelebt haben, für den sei das Buch eine „schöne Ergänzung zur Hauptquelle”. Ausgaben sollen zunächst an den Heimatverein, das Pfarrarchiv und bei Interesse auch an die Hansebibliothek gehen. Ansonsten ist das mit 70 Euro nicht ganz günstige wissenschaftliche Nachschlagewerk zu bestellen oder für 20 Euro als E-Book erhältlich. Wer sich zunächst einen Überblick verschaffen möchte, ob ein Blick in das Buch für die eigene Forschung lohnt, kann auf david-krueger.de im Namens- und Ortsverzeichnis nachschauen, ob der jeweilige Name oder das Haus aufgeführt sind.