Obwohl es in diesem Jahr keinen Aufmarsch von Neonazis durch die Hansestadt Demmin gab, ehrte die SPD Mecklenburg-Vorpommern das „Aktionsbündnis 8. Mai“ mit dem Johannes-Stelling-Preis, der in diesem Jahr zum 15. Mal vergeben wurde. Damit wird eine Gruppe geehrt, die sich seit 2010 den Umzügen von Neonazis zum 8. Mai mit friedlichem Protest entgegenstellt.
„Das Aktionsbündnis hat auf Versuche von Rechtsextremisten, die tragischen Ereignisse in Demmin nach dem Krieg für sich zu vereinnahmen, kreative Antworten gesucht und gefunden. Das Bündnis strahlt inzwischen weit über Demmin hinaus und steht für den Widerstand gegen rechte Geschichtsverdrehung“, heißt es in der Begründung zur Preisverleihung der SPD.
Gegen alltäglichem Rassismus
Das Aktionsbündnis tritt außerdem dem alltäglichen Rassismus entgegen. „Zum diesjährigen 8. Mai, wo uns zum Glück der Anblick von durch die Hansestadt laufenden Nazis erspart blieb, starteten wir eine Plakataktion, auf der die Deutsch-Jüdin und Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano (95) abgebildet war“, berichtet Heinz Wittmer vom Aktionsbündnis.
Der Preis ist nach Johannes Stelling benannt, der 1877 in Hamburg geboren wurde. Bereits in jungen Jahren trat er in die SPD ein und war von 1921 bis 1924 Ministerpräsident des Freistaates Mecklenburg-Schwerin. Er blieb trotz Warnungen in Deutschland und erhob seine Stimme gegen die Nazis. Johannes Stelling wurde im Juni 1933 im Zuge der Köpenicker Blutwoche in Berlin ermordet.
Die drei Preisträger, aus deren Runde ein Hauptpreisträger hervorgeht, wurden aus 28 Vorschlägen ermittelt. Dabei konnten auch Nichtmitglieder der SPD Vereine und Initiativen vorschlagen. Laut SPD-Landtagsfraktionspressesprecherin Yvonne Reißig handelt es sich bei den Kandidaten hauptsächlich um ehrenamtliche Gruppen, nur zwei von ihnen verrichten hauptberuflich ihre Arbeit. Voraussetzung für eine Preisverleihung ist ein Engagement gegen rechte Gewalt. „Es war sehr schwer, die drei Preisträger zu bestimmen, da alle Vorgeschlagenen eine sehr gute Arbeit leisten“, sagt Yvonne Reißig.
AfD kritisiert Krawalltouristen
Leider kommt es wegen Corona zu keiner öffentlichen Preisverleihung. Die SPD wird zunächst die einzelnen Gruppen anschreiben. Laut Yvonne Reißig wird es dann im Januar eine persönliche Preisübergabe vor Ort geben. Nun richtet sich das Augenmerk der drei Preisträger auf den Hauptpreis. „Wir wissen zwar schon, wer diesen erhalten wird, überlegen uns aber noch, wie wir den bekannt geben“, lässt Yvonne Reißig wissen.
Die gute Nachricht, dass ein Verein aus der Hansestadt landesweit geehrt wird, löst aber nicht bei allen Demminern Freude aus. Die AfD-Ortsgruppe spricht davon, dass das Aktionsbündnis nun auch noch für den Klamauk ausgezeichnet wird, den sie veranstaltet. Zudem würden die Bündnis-Aktionen Krawalltouristen nach Demmin locken. Polizeisprecherin Diana Mehlberg betont indes, dass Mitglieder des Aktionsbündnisses in all den Jahren friedlich ihren Protest zeigten.
Kommentare (5)
Herzlichen Glückwunsch!
Die Krawalltouristen trugen Thor Steinar und Reichskriegsfahnen. Konnte mich selbst mehrfach davon überzeugen!
Hinfort mit ihnen
Kann nicht mal jemand diese Nazis von der AfD aus dem Landtag werfen. Wer war eigentlich so blöd und hat die gewählt? Ernste Frage an AfD Wähler, was ist in eurer Kindheit falsch gelaufen?
Die Antwort
kann ich geben:
"Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe
Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit
Du hast nie gelernt dich zu artikulieren
Und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit
Weil du Probleme hast, die keinen interessieren
Weil du Schiss vorm Schmusen hast, bist du ein Faschist
Du musst deinen Selbsthass nicht auf andere projizieren
Damit keiner merkt was für ein lieber Kerl du bist"
- Die Ärzte
Bin kein Ärzte Fan, aber diese Text ist leider treffend und zeitlos...
Die einzige Partei
in Deutschland die eine echte Alternative ist. Wenn es sie noch nicht gäbe, so müsste man sie erfinden. Ich wünsche der jungen AfD ein langes Leben.
Begrüssenswertes Engagement
Als Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) freuen wir uns besonders dass solch sicherlich nicht immer einfaches Eintreten für eine pluralistische Gesellschaft, die Verteidigung der Demokratie, gemeinsames Eintreten gegen Hass, Hetze und Geschichtsverdrehungen seine Anerkennung und Auszeichnung hiermit gefunden hat. Wir nehmen natürlich auch wahr, dass Faktoren wie die klaffende Einkommens- und Vermögensverteilung, die zur Spaltung der Gesellschaft ein Stück weit beitragen, zunehmen. Deshalb ist es wichtiger denn je, sich auch Gedanken zu machen, wie man vereinende Elemente schafft und der Spaltung entgegenwirkt. Überhaupt sollte mehr der Fokus auf die von uns bevorzugte Gemeinwohlökonomie gelegt werden, damit anstatt immer mehr Neid mehr Lebenszufriedenheit und persönliche Anerkennung seinen Platz in der Gesellschaft findet. Packen wir es an.
Thomas Löb