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Corona-Pandemie

Demminer Bibliothek sorgt für Lesespaß trotz 2G-plus

Demmin / Lesedauer: 4 min

Kaum jemand will sich testen lassen, um ausgiebig nach Büchern zu stöbern. Dochdie Mitarbeiterinnen haben Wege gefunden, damit die Leseratten trotzdem Nachschub bekommen.
Veröffentlicht:17.12.2021, 10:39

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Über Stille in einer Bücherei beklagt sich normalerweise kaum jemand, zu Beginn der neuen 2G-plus-Regelung war es Kati Dittbrenner und ihren Mitarbeiterinnen dann aber doch etwas zu still in der Demminer Hanse-Bibliothek. „In den ersten zwei Tagen dachten wir schon: Was das wohl wird? Da können wir ja gleich schließen“, erzählt die Leiterin.

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Doch die anfänglichen Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Zwar stöbern pro Tag nur noch höchstens fünf bis zehn Leser durch die Regale, viele davon Kinder unter sieben Jahren, für die die Testpflicht nicht gilt. Zum Vergleich: Teilweise an die 50 Personen zählten die Bibliothekarinnen noch vor dem Lockdown, wobei die Auslastung täglich schwanke.

Eine Notlösung, die sogar Spaß macht

Doch auch wenn es drinnen still ist, vor den Türen herrscht inzwischen wieder reger Betrieb. Die Möglichkeit, telefonisch, per E-Mail oder direkt vor Ort bestellte Medien abzuholen, wird nach Angaben der Bibliotheks-Leiterin sehr gut genutzt. Etwa 30 Leser pro Tag, wenn nicht sogar mehr, bedienen sie und ihre Kolleginnen so täglich.

Und die Notlösung macht ihnen sogar Spaß. „Man flitzt mehr durch die Bibliothek, weil man die Bücher für die Leser heraussucht“, erklärt Sabine Orlishausen. „Außerdem kommt man mit den Lesern mehr in den Austausch, macht auch mal einen Scherz. Es ist irgendwie eine andere Begegnung“, findet sie.

Überraschungspakete zusammengestellt

Die Wünsche der Leser zu erfüllen, bereite ihr Freude. „Man muss sich einen Kopf machen und spricht über jedes einzelne Buch“, sagt sie. Denn während manche Kunden vorher im Katalog stöbern, wenden sich viele ohne konkrete Bestellungen an die Bibliotheksmitarbeiterinnen. Die kennen ihre Leser und deren Geschmack und stellen auf dieser Grundlage nach Wunsch Überraschungspakete zusammen.

Die Rückmeldungen seien positiv. Im normalen Betrieb empfänden manche die vollen Regale schon einmal als überfordernd, nähmen aber nicht unbedingt die Hilfe der Mitarbeiterinnen in Anspruch. Jetzt ist das anders. „Viele sagen: Dazu hätte ich selbst jetzt gar nicht gegriffen“, erzählt die Bibliotheksleiterin. Und auch sie selbst entdecke beim vielen Stöbern durch die Regale manchmal noch etwas.

Neue Mangas für die Jugendlichen

Während die Erwachsenen zur Weihnachtszeit besonders nach Familien-Sagas fragen, seien bei den Kindern die Tonie-Figuren zum Hören von Musik und Geschichten derzeit sehr beliebt. Die dazugehörige Box ist deshalb nie länger als einen halben Tag in der Bibliothek. „Sie ist immer vorbestellt“, erklärt Sabine Orlishausen.

Etwa ab einem Alter von zehn Jahren seien Kinder dann aber nur noch schwer zum Lesen zu animieren. „In diesem Alter gibt es einen kleinen Einbruch beim Leseverhalten“, weiß Kati Dittbrenner. Um die Kinder und Jugendlichen zu locken, hat die Bibliotheksleiterin in Absprache mit ihnen viele neue Mangas angeschafft, offenbar mit Erfolg. „Vor Kurzem stand ein Junge vor dem Regal und sagte: Geil. Da dachte ich, wir haben alles richtig gemacht“, lacht Kati Dittbrenner.

Zahlen bald wieder auf Vor-Corona-Niveau

Ältere Leser, die sich ihre Bücher – ob selbst ausgewählt oder professionell zusammengestellt – nicht abholen können, nehmen zurzeit verstärkt den Fahrrad-Bringdienst in Anspruch. Die Zahl der Onleihe-Nutzer ist durch die aktuelle 2G-Plus-Regelung indes nicht weiter gestiegen, doch auch von dem digitalen Angebot werde gut Gebrauch gemacht, findet Kati Dittbrenner.

Wenn sie abends die Ausleihstatistiken durchsieht, ist sie so insgesamt „den Umständen entsprechend sehr zufrieden.“ Selbst den coronabedingten Einbruch im vergangenen Jahr, als die Bibliothek an die hundert Leser verloren hatte, hole die Einrichtung wieder auf. „Wir sind nicht mehr weit von den Zahlen entfernt, die wir vorher hatten“, berichtet die Leiterin.

Trotzdem wünscht auch sie sich, dass die Bibliothek bald wieder wie gewohnt öffnen kann. Schon allein wegen der Ausstellung von Jens Gutjahr, die in der Hoffnung auf eine baldige Lockerung der Maßnahmen bis Ende März verlängert wurde. „Die Bilder sind so toll, aber im Moment kann sie keiner sehen“, bedauert Kati Dittbrenner. Außerdem fehlen die Besuche der Schulen, auch das Projekt „Jedem eine Lesechance“, das nun mit den nächsten fünften Klassen hätte anfangen sollen, sei erneut zum Erliegen gekommen. Und überhaupt – trotz des Betriebs draußen an der Tür, sei es oben in der Kinderbibliothek zurzeit dann doch sehr ruhig.